Gruppenbild der Musicalgruppe

„Es ist ein Herzensprojekt“ – Musicalregisseur und -darsteller Dominic Konrad im Interview

Der Musicalgroup e.V. aus Böhl-Iggelheim feiert am 2. April Premiere des Musicals 9 to 5. Das Stück ist ein Broadwaymusical, welches von Countrylegende Dolly Parton geschrieben wurde. Die bissige Komödie behandelt Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz und das große Problem, dass Frauen in einer Arbeits- und Leistungsgesellschaft nicht ernstgenommen werden und in ihren Möglichkeiten an Grenzen stoßen.

Die Geschichte dreht sich um drei Frauen, die sich unterschiedlichen Stereotypen und Vorurteilen am Arbeitsplatz stellen müssen. Sie werden Freundinnen, drehen den Laden einmal komplett auf links und machen die Firma zu einem sozialen und inklusiven Ort, was nicht nur dringend notwendig ist, sondern die Firma auch noch erfolgreicher macht.

45 aktive Mitglieder des Vereins arbeiten seit Monaten fast jedes Wochenende an dem Musical. Es ist das zweite große Broadwaymusical, dass die Laien- und Amateurdarsteller:innen in ihrer Freizeit proben und auf die Bühne bringen. Die Mitglieder kommen aus verschiedenen Teilen der Gesellschaft und repräsentieren unterschiedliche Generationen. Dies macht die Zusammenarbeit sehr spannend, da unterschiedliche Generationen auch unterschiedliche Sichtweisen auf Themen wie Feminismus haben.

„Ich bin immer wieder fasziniert, wie viel Talent man doch findet, wenn man die Leute einfach nur machen lässt.“, sagt der Regisseur des Stücks Dominic Konrad.

Ich durfte ihn treffen und wir haben uns über die Produktion, seine Rolle und seine Leidenschaft für das Theater unterhalten.

ZEITjUNG: Warum habt ihr euch für 9 to 5 als nächstes großes Projekt entschieden?

Doninic Konrad: „Das ist eine Geschichte, die sich auch heute noch sehr gut erzählen lässt. Es ist sehr traurig, wie aktuell sie immer noch ist. Die Diskussionen sind genau dieselben, wie vor vierzig Jahren.“

ZEITjUNG: Ist es ein Ziel von euch, eine Botschaft mit euren Stücken zu vermitteln?

Dominic Konrad: „Musical ist häufig ein Genre, dass verschrieben ist als sehr seichte Unterhaltung und für Leute, die sich nicht wirklich mit sozialkritischen Themen oder ähnlichem auseinandersetzen müssen. Eine Erfahrung, die ich persönlich überhaupt nicht teile. Viele der wichtigsten und sozialkritischsten Werke der heutigen Zeit sind auf einer Theaterbühne.

Ich möchte das Sprechtheater ausnehmen, aber wenn ich jetzt zum Beispiel den Vergleich zwischen Oper und Musical ziehe, dann bietet Musical auch eine Plattform für sehr viel gesellschaftskritischen Diskurs. Das kann in Form von recht brachialen Komödien sein, dazu würde ich jetzt auch 9 to 5  zählen.

Musical ist alles andere als nur trivial. Und gerade bei 9 to 5 war es mir natürlich sehr wichtig, dass ich Feedback von unseren Darstellerinnen bekomme. Ich denke, dass ich als Mann vielleicht nicht derjenige bin, der über das Thema vordergründig reden sollte. Deshalb war es mir wichtig, dass vor allem auch unsere Darstellerinnen mit ihren Erfahrungen und ihren Wünschen zu Wort kommen.“

Ich habe Dominic Konrad gefragt, wie er zu Disneystücken und ihrer Inszenierung steht. Er erklärt, dass er über Disneyfilme zum Musical gekommen ist. Er ist mit Stücken, wie Ariel die kleine Meerjungfrau, die Schöne und das Biest und König der Löwen aufgewachsen, die er auch heute immer noch gerne besucht. Er ist der Meinung das man Disneystücke nicht vollständig abtun sollte, da in jeder dieser Geschichten irgendwo interessante und gesellschaftliche Aspekte stecken. Für ihn haben die Stücke sehr starke Frauenrollen und bieten gesellschaftlich  einiges an interessantem Potential, das er auf der Bühne umsetzen würde.

Wenn ein Stück allerdings wirklich nur reine Unterhaltung bietet und keine Fragen zulässt, wäre es für den Musicalverein uninteressant. Die Mitglieder stecken ihre Freizeit und Leidenschaft in dieses Projekt, weshalb es ihnen wichtig ist mit dem Musical eine Botschaft zu vermitteln und zu zeigen, dass man mit Theater auch etwas aussagen kann.  

„Ich glaube das ist etwas, was die Leute schätzen und was wir alle gerne möchten.“

Dominic Konrad ist 37 Jahre alt, hauptberuflich Redakteur bei einem deutsch-französischen Fernsehsender und solange er denken kann mit dem Theater verbunden. Nach seinem Abitur hat er sich einer semiprofessionellen Theatergruppe angeschossen von der er später Co-Leiter wird. Seine Entscheidung nach dem Studium sesshaft zu werden und Karriere zu machen hat nicht lange gehalten. Er fängt schnell wieder mit dem Singen an, da er einen Ausgleich zu seinem Job am Schreibtisch und ein kreatives Ventil braucht. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung ist Dominic Konrad schon zum zweiten Mal in der Position des Regisseurs. Gleichzeitig mag er es unheimlich auf der Bühne zu stehen, zu singen und mit den Leuten zu agieren. Im neuen Stück sollte er ursprünglich „nur“ Regie führen, übernimmt jetzt aber kurzfristig eine Ensemblerolle.

ZEITjUNG: Ist es besonders anspruchsvoll Regie zu führen und gleichzeitig eine Rolle zu füllen?

Dominic Konrad: „Tatsächlich muss ich sagen, es ist sehr fordernd, weil ich zum ersten Mal seit langem wieder Ensemble spiele. Eine Hauptrolle zu spielen ist tatsächlich nicht so schwierig, wie eine Ensemblerolle. Man muss Chorsätze und Tänze lernen und ständig in Proben präsent sein, wo ich normalerweise andere Schauspielproben zur selben Zeit mache. Ich habe wieder festgestellt, wie schwierig es dann doch teilweise ist, wenn man nicht jedes Mal überall mit dabei sein kann.  Es ist eine sehr große Herausforderung für mich, auf jeden Fall.

Wir waren uns alle nicht klar, was für ein großer finanzieller und zeitlicher Aufwand das war. Eigentlich ist es ein Job neben dem Job, aber es lohnt sich in jeder Hinsicht. Mit den Leuten, die man dadurch neu kennengelernt hat und mit der Bandbreite, die der Verein dadurch gewonnen hat.“

ZEITjUNG: Warum sollte man sich 9 to 5 anschauen?

Dominic Konrad: „Neben den ganzen gesellschaftskritischen Themen, bleibt es eine Komödie. Es ist gute Unterhaltung. Und es ist ein Herzensprojekt von uns, ein Stück mit starken Frauenrollen auf die Bühne zu bringen. Mit poppiger Musik, mit schönen Choreographien und mit großer Faszination für Bühnenarbeit und für Technik auf der Bühne.

Musical ist sehr komplex. Ständig gibt es Bühnenbildwechsel. Ständig müssen die Leute irgendwas rein und raus tragen. Das sind riesige Herausforderungen für eine Amateurproduktion. Aber es funktioniert am Schluss doch. “

Ich konnte Dominic Konrad seine Leidenschaft für das Theater und dieses Projekt deutlich ansehen. Er hat mich mit seiner Erzählung über seine Arbeit und das Musical unglaublich neugierig gemacht.

Also schaut es euch an und seht selbst!

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Bildquelle: Musicalgroup e.V.