Ein Mann geht durch eine dunkle Unterführung

#educateyourson: Wo stößt Erziehung an ihre Grenzen?

Erziehung geht über das Elternhaus hinaus

Ein klassisches Beispiel aus der Schule ist, dass Jungs generell mehr Radau zugestanden wird als Mädchen. Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, kommen mir viele Erinnerungen daran, was es seitens der Lehrerschaft für ein Drama gab, wenn ein Mädchen mal den Mund aufgemacht hat – und wie toleriert und akzeptiert es auf der anderen Seite war, wenn ein Junge sich zum siebten Mal innerhalb einer Woche respektlos verhalten hat. Ein weiterer Klassiker aus der Reihe „Unangebrachtes Verhalten in Bildungseinrichtungen“ sind Sätze à la „Ich brauche mal drei starke Jungs, die mir den Tisch tragen können!“ Sie implizieren einerseits, dass Jungs immer stark sein müssen und andererseits, dass Mädchen schwach sind.

Leider wachsen Kinder also selbst im seltenen Falle einwandfreier Erziehung durch die Eltern in einer Welt auf, die von Geschlechterstereotypen geprägt ist. Das fängt bereits im Kindergarten an und setzt sich von da an immer weiter fort. Denn selbst wenn man sein Kind ohne jegliche Geschlechterstereotype erzieht, gibt es noch immer genug andere Eltern, die genau das nicht tun. Es ist unmöglich, das eigene Kind nur guten Einflüssen auszusetzen.

Das ist aber kein Argument gegen #educateyourson, sondern spricht noch viel mehr für die Relevanz von Erziehung. Was wir brauchen, sind nicht nur reflektierte Elternhäuser, sondern auch geschlechterneutrale Pädagogik in Kindergarten, Schule und Hort – nicht nur in Einzelfällen, nicht nur zeitweise, sondern immer und überall. Und genau darum ist #educateyourson so wichtig: Wir müssen ein gesamtgesellschaftliches Bewusstsein für die Problematik schaffen, damit Frauen in den Generationen nach uns nicht mehr „beschützt werden müssen.“

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Bildquelle: Pexels; CCO-Lizenz