Nonne mit Zigarette

Eine Idee Liebe: Der Madonna-Hure-Komplex

Die romantische Liebe ist zum zentralen Motiv unserer Paarbeziehungen geworden. Dass sie der Kitt zweier Menschenleben ist, ist dabei eine noch recht junge Erfindung. Seitdem hat sich viel getan. In dieser Kolumne beschäftigen sich unsere zwei Autorinnen Lena und Rahel mit dem Ursprung der romantischen Liebe. Wo kommt sie her, wo will sie hin? Ist die Liebe zwischen Swipe links und Swipe rechts nur noch ein Produkt der Liebesökonomie?

Dass Sigmund Freud vielleicht nicht die verlässlichste Quelle ist, wenn es darum geht an valide Informationen bezüglich zwischenmenschlicher Beziehungen zu gelangen, ist für viele von uns sicher kein Geheimnis. Denn den Psychoanalytiker selbst würden einige Psychologen aus heutiger Sicht bestimmt erst einmal selbst therapieren. Man denke nur an Freuds diverse Techtelmechtel mit seinen Patientinnen.

Und dennoch, Freud ist und bleibt der Vater der Psychoanalyse und in Zuge dessen entwickelte er eine Systematik, die gerade in den vergangenen Tagen wieder sehr an Popularität gewonnen hat und das nicht nur durch Alli Neumanns Single „Madonna-Whore-Komplex“.

Aber was genau ist der Madonna-Hure-Komplex und wem nützt er?

Bei dem Komplex handelt es sich platt formuliert um das Phänomen, dass Männer* nicht mit Frauen* schlafen können, mit denen sie Kinder haben. Sie möchten die Mutter ihrer Kinder als Heilige verehren können. Als reines Wesen, dass den eigenen Kindern Werte und Moral vermittelt. Gleichzeitig wollen sie natürlich Sex, aber bitte nicht mit einer Frau, die sie als „die Mutter“ abgestempelt haben. Im Bett hätten sie stattdessen lieber eine – excuse my french – persönliche Pornodarstellerin.

Es entsteht also eine Pseudodynamik, wenn der Mann nicht in der Lage ist, sich auf eine Frau körperlich einzulassen, die er liebt und auf der anderen Seite leicht von Frauen angezogen wird, die er zunächst nicht als Liebesobjekt betrachtet. Gefühle und Sex müssen klar getrennt werden, sonst klappt es im Bett nicht. Intimität sieht anders aus.

Was hat nun Freud damit zu tun?

Um das zu erklären, müssen wir kurz in die Tiefen der Psychologie abtauchen. Aber keine Sorge, es wird kein langer Ausflug.