Joanna Stein Sex Kolumne

Frag Joanna! „Was kann ich gegen Muschifurzen tun?“

Birds do it, bees do it, even educated fleas do it… Wir Menschen machen es auch, denn mal ehrlich, wir sind alle sexuelle Wesen. Wir können gar nicht anders. Blöderweise kommt uns aber manchmal die von Cole Porter beschriebene Leichtigkeit abhanden, wenn wir mit nackten Tatsachen konfrontiert sind. Plötzlich sind da Unsicherheiten, Untiefen, Situationen; Dinge sind nicht mehr taghell oder nachtschwarz. Oft bewegen wir uns in den grauen, schattigen Zwischenräumen. Und dann? Für Dr. Sommer sind wir zu alt, unsere Freunde wissen auch nicht alles und manches wollen wir sie lieber nicht fragen. Pornos beantworten einige Fragen, können aber auch neue aufwerfen. 

Geht’s dir auch so, ab und an? Wir haben uns Sexualpädagogin Joanna Stein ins Team geholt. Von nun an wird sie in ihrer Serie eure Fragen rund um die schönste Sache der Welt beantworten.

 

Frage: Was kann ich tun gegen Muschifurzen? Das passiert mir fast jedes mal, wenn ich mit meinem Freund Sex hab. Er sagt dann zwar immer, dass es ihn nicht stört, aber mir ist es jedes mal peinlich und ich kann mich nicht mehr entspannen.

Antwort: Frauen pupsen nur frische Bergluft. Ausnahmsweise stimmt das mal, zumindest wenn man in den Bergen Sex hat. Andernorts ist es dann halt Stadtluft, Meeresluft, whatever – du verstehst das Prinzip. Beim Muschipups, Queef, der vaginalen Flatulenz oder wie auch immer man diesen Vorgang nennen will, entweicht Luft aus der Vagina. Die ist da vorher durch einen Schwanz, eine Hand oder ein Spielzeug reingelangt, und irgendwann muss sie da logischer Weise wieder raus. Manchmal gibt’s nur ein Tönchen, öfter ist dann aber so viel Luft drin, dass es schon eher danach klingt, als hätte man Blähungen. Blöderweise lässt sich das auch deutlich schlechter kontrollieren.

 

Frauen pupsen nur frische Bergluft

 

Eigentlich kein trotzdem Problem. Sex ist schließlich die meiste Zeit keine geräuschlose Angelegenheit. Da wird gestöhnt, geschnauft, es klatscht und schmatzt, vielleicht quietscht ein Bett oder der klapprige Stuhl vom Sperrmüll, der mal eben für wildes Treiben herhalten muss. Und dann furzt es halt manchmal. Daran können auch schwitzige Bauchnabel Schuld sein, die sich im Eifer des Gefechts aneinander festsaugen, nicht nur Luft und Gas. Egal. Ohne die Geräuschkulisse wäre das ’ne ziemlich sterile Sache.

Peinlich ist dir das, weil es halt leider so klingt, als wenn du wirklich pupsen musst. Weil das das Eigentliche ist, was dir unangenehm wäre. Ist manchmal ja auch nicht leicht zu sagen, was da jetzt wo rauskam…

Da liegt aber doch die Krux an der Geschichte. Frauen sollen nämlich nur frische Bergluft pupsen. Oder noch besser: Luft nur beim Atmen wieder aus dem Körper ausstoßen. Rülpsen geht ja auch nicht wirklich klar, weil unweiblich. Klar, das sind Plattitüden, aber es passt im Großen und Ganzen in das altbekannte Schema: Was ist weiblich, was ist männlich und was darf das jeweilige Geschlecht deswegen wegen fehlender Akzeptanz nicht tun. Die meisten Typen fangen irgendwann zumindest in ihren Freundeskreisen an, einfach einen stehen zu lassen, wenn ihnen grad danach ist. Während das Girl daneben vielleicht schon krampfhaft mit zusammen gekniffenen Arschbacken auf dem Stuhl rumrutscht, um genau das zu vermeiden. Und das kann ganz schön qualvoll sein. Genau diese Sachen, die für Jungs oft eine Selbstverständlichkeit sind, zu tun, ohne dabei rot zu werden und vor Scham im Boden zu versinken, müssen wir Frauen manchmal mühsam lernen.

 

Passiert halt, weiter geht’s

 

Und das gilt auch für das Pupsen beim Sex, völlig egal aus welchem Loch es pfeift. Dass da bisweilen eine gewisse Situationskomik drin steckt, die beide kichern lässt und vielleicht erstmal aus dem Konzept bringt, ist klar. Passiert halt, klingt echt manchmal witzig, aber dann: na und, weiter geht’s! Darauf solltest du dich konzentrieren. Passiert halt und deine Anspannung ist nichts außer heiße Luft, im wahrsten Sinne des Wortes. Glaub deinem Freund mal, dem entfleucht vielleicht auch mal ein Lüftchen und weil er den Sex spannender findet, ignoriert er es vermutlich einfach.

Bis das mit der Entspannung trotz Muschipupsen besser klappt, solltet ihr vielleicht mal andere Stellungen ausprobieren. Wenn du beim Sex öfter Mal dein Becken über deinem Oberkörper hast, was zum Beispiel beim Doggy Style der Fall ist, dann gelangt die Luft deutlich leichter in dich hinein. Das kannst du also tatsächlich ändern.

Und falls das nicht hilft, dann mach halt laute Musik an… Wenn du das als Lösungsvorschlag genauso albern findest wie ich, dann kannst du dich vielleicht langsam ein bisschen auf eine lockerere Einstellung zu dem wunderbar wilden, schmutzigen und geräuschreichen Erlebnis, das Sex nunmal ist einlassen. Wenn du das meisterst, dann hast du auf jeden Fall mehr Spaß, weil dein Kopf woanders sein darf.

Viel Erfolg beim Freimachen und Entspannen also!