#FragenNachZahlen mit Angela Aux: „Welche Superkraft hättest du gerne?“

Angela Aux ist das musikalische Alter Ego von Flo Kreiner. Mit „weird folk“ und „broken word“ macht sich die Band von Flo Kreiner und Friends mittlerweile nicht nur in ihrer Heimatstadt München einen Namen. Am 10. Mai war der Release des mittlerweile vierten Albums der Kunstfigur Angela Aux, das „In Love with the Demons“ heißt. ZEITjUNG hat Angela Aux zum Interview getroffen und über innere Dämonen, preußischen Militärgeist und das „killer kid“ in uns gesprochen.

ZEITjUNG: Der Titel der neuen Platte lautet „In love with the Demons“. Worum geht’s denn genau?

Angela Aux: Es geht um innere Dämonen und um das Verhältnis dazu. Immer wieder stelle ich fest, dass es ein absurdes und mit dem Verstand fast undurchdringbares Konstrukt aus positiven und negativen Emotionen und Erfahrungen ist. Ein Gespinst von Synapsen, die in uns liegen und die man gar nicht verstehen kann. Menschen verstehen sich ja nicht selbst, sonst wäre ja alles total nachvollziehbar. Nur rückblickend kann man Dinge erklären. Dieses Unberechenbare, das einem bei psychonautischen Reisen begegnet, macht innere Dämonen extrem spannend.

Sind Psychologie und die innere Auseinandersetzung also die Themen, die sich durch deine neue Platte ziehen?

Ja, ein bisschen. Es sind im Endeffekt zehn Songs und alle Songs sind einzelne Schritte der Auseinandersetzung. Der Eingangssong beschäftigt sich mit Selbstzerstörung und damit, dass man irgendwie mit ihr klar kommen muss. Im zweiten Song geht es sehr stark um Freundschaft und Veränderungen. Es geht insgesamt sehr stark um Freundschaft auf dem Album. Der dritte Song ist  „Wanna be a Woman“, der sich mit den Erfahrungen beschäftigt, die ich in letzter Zeit in der Rolle von Angela Aux gemacht habe. Er ist auch ein Statement zur Debatte rund um Gleichstellung und Co., aber eher ein Dada-Statement. Jeder Song ist wie eine Tür, durch die man muss.

Das Video mit Angela Aux gibt’s auf unserem Instagram-Account!

Kannst du aus der Debatte, um die sich dein Song „Wanna be a woman“ spinnt, irgendein Fazit für dich selbst ziehen?

Ich freue mich über alle Arten von Gleichstellungsbewegungen. Man kann nur gut, friedlich und glücklich zusammenleben, wenn alle Menschen Grundrechte haben. Zu diesen Grundrechten gehört neben der Meinungsfreiheit, das Recht das Leben zu führen, das man fühlt und dabei niemanden verletzt. Das ist mein generelles Statement zu dem Thema. Ich habe lange Zeit unter einem völlig falschen Männerbild – gelitten will ich gar nicht sagen, denn ich wusste gar nicht was passiert. Ich finde interessant, dass es in den Debatten um Antidiskriminierung und Gleichstellung immer eine ganz klare Botschaft an das Männerbild gibt. Ich habe das Gefühl, wenn man in Deutschland als Mann aufwächst, gibt es total viele Ansprüche: man muss eine Familie ernähren, man weint nicht, man darf dieses und jenes nicht. Das führt zu Verletzungen, weil Männer meinen, sie müssen Schwachsinn gerecht werden, der aus dem preußischen Militärgeist kommt. Einem Gedankengut, das längst untergegangen ist. Der Song ist ein Kommentar dazu. Der natürlich viel zu kurz greift, ich meine, es ist ein Popsong und kein politisches Statement.

In einem Verriss deines vorangegangenen Albums, den du für das Kaput-Magazin geschrieben hast, hattest du deinen Opener kritisiert. Jetzt beginnt dein neues Album mit einem sehr starken Opener: der erste Satz, der fällt, lautet „I am a killer kid“. Warum ist es dieser Song geworden?

„I am a killer kid“ heißt nicht: ‚Ich bin so dope‘. Sondern, seit ich geboren bin, bin ich auf irgendeine Art eine Killermaschine. Alle Menschen in unserer Gesellschaft räumen ununterbrochen Menschen aus dem Weg. Man kann das Leben als Durchsetzungskampf sehen. Ich sage nur, dass ich dauernd töte und die Waffe gegen mich selbst richte. Das ist der Eingang dieser Platte: ich richte mich dauernd zu Grunde. Das Schöne ist, niemand würde mit diesem Song anfangen. Das Album beginnt mit einer Unendlichkeitsschleife und plötzlich kommt der Song. Ich finde das total charmant. Er steht sinnbildlich dafür, wie man stetig überrascht wird. Ich habe die Songs danach geordnet, was für Schritte es in der inneren Auseinandersetzung gibt. Ein grundsätzliches Nachdenken über sich und die Welt und ein Abgleich, wo man ist und wo man hin will.

Selbsthinterfragen ist ja eigentlich eine treibende Kraft für Kreativität.

Voll! Es ist ja so ne Sache, dass Erfahrungen mit negativen Erlebnissen zu tun haben. Ich glaube, super erfolgreiche Menschen sind in erster Linie so erfolgreich, weil sie lernen mussten, dass sie nicht immer alles sofort bekommen. Es gibt doch diesen Spruch: Erfolgreich zu sein, bedeutet von Niederlage zu Niederlage zu marschieren mit nem Lächeln im Gesicht. Leben bedeutet, dass man mit irgendwas klarkommen muss.

Die Releaseparty des neuen Albums findet am 20. Mai im Einstein in München statt.

#FragenNachZahlen:


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Bildquelle: © NIKOLAS FABIAN KAMMERER.