Socken auf der Wäscheleine

Frauen schuften unbezahlt: Es geht auch gerechter

2. Bedingungsloses Grundeinkommen

Die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) sieht vor, dass jeder Bürger, unabhängig von wirtschaftlicher Lage, sozialem Status oder Anstellung regelmäßig einen festen, einheitlichen Betrag vom Staat erhält, ohne eine Gegenleistung erbringen zu müssen. Verbände in Deutschland sehen ein monatliches „Gehalt“ von 1.000€ pro Person vor. Dies könnte Frauen aus finanzieller Abhängigkeit befreien und Existenzängste abbauen. Die Befürworter des BGE versprechen sich nicht nur gerechtere Verhältnisse zwischen den Geschlechtern, sondern auch besser bezahlte Arbeit in unbeliebten Branchen und weniger Nährboden für Hass und Verschwörungstheorien, da Angst vor dem sozialen Abstieg verringert würde. Bedenken bei diesem Konzept gibt es viele. „Wer schon reich ist, braucht es nicht, für die Armen reicht es nicht“, findet der Politikwissenschaftler Christoph Butterwegge. Auch Befürchtungen, die Menschen würden sich auf dem Geld ausruhen und ihre Motivation für Arbeit verlieren, werden oft angeführt. Für diese Zweifel gibt es auch schon Lösungsstrategien, die das Konzept realisierbar machen sollen. Klar ist: Der aktuelle Sozialstaat würde sich grundlegend verändern und die Effekte des BGE würden neben der Care-Arbeit noch viele weitere Politik- und Lebensfelder betreffen.

3. Gehalt für Hausmänner und -frauen

Wenn ein Mann nur aus dem Grund erwerbsarbeiten kann, dass seine Frau sich zuhause um die Kinder kümmert, sollte sie Anspruch auf die Hälfte des Einkommens haben“, schreibt Theresa Bücker in ihrer SZ-Kolumne „freie Radikale“. Die Debatte, dass Hausarbeit entlohnt werden sollte, ist nicht neu, das Konzept wurde schon in den 70er-Jahren diskutiert. Durch das Gehalt würde Hausarbeit nicht mehr als selbstverständlich angesehen werden, die Machtverhältnisse zwischen Arbeit zuhause und Arbeit außer Haus würden aufbrechen. Zur Debatte steht, ob der Staat Hausmännern und -frauen ein Gehalt für ihre Arbeit zahlen soll. Dass der*die Erwerbstätige in einer Familie dem*der Partner*in die Hausarbeit bezahlt, ist eine private Entscheidung und für einige sicher auch ein Weg zu mehr Gerechtigkeit in der Beziehung. So lange aber Putzen, Kinder betreuen und Kochen auch Aufgaben sind, die an Professionelle delegiert werden, so lange ist es auch öffentliche Angelegenheit, darüber zu debattieren. Angelika Hardegger (NZZ) sieht in dem Konzept aber einen großen Nachteil: Ihrer Meinung nach würden dann viele Frauen zuhause bleiben und damit die bestehenden Geschlechterrollen festigen. In machtvollen Entscheidungspositionen in Wirtschaft und Politik würden weiterhin Männer die gesellschaftlichen Strukturen bestimmen und die Stimmen der Frauen untergehen. Nun könnten allerdings genauso die Männer zuhause bleiben und die Frauen arbeiten. Ob die Sorgen Hardeggers berechtigt sind, würde man erst erfahren, wenn man das Ganze ausprobiert.

All diese Konzepte sind taugliche Lösungsansätze für die Probleme, vor denen wir stehen. Perfekt ausgefeilt ist keins von ihnen, doch sie zeigen, was wir uns wünschen: Nicht Blumen und Prosecco, sondern Chancengleichheit, faire Teilung von Care-Arbeit, finanzielle Unabhängigkeit und soziale Sicherheit. Um diese Ziele zu erreichen, gibt es nicht die eine richtige Lösung – denn wie genau man seine Erwerbstätigkeit gestalten möchten, ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Wichtig ist nur: Jede Form von Arbeit hat ihren Platz in der Gesellschaft verdient. Es ist an der Zeit, sie auch wertzuschätzen, und das nicht mit Gesten und Worten, sondern mit echten Taten und mehr Gehalt.

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Foto von Karolina Grabowska von Pexels