Drei Frauen schauen in die Kamera

Die Gender Health Gap: Im nächsten Leben werde ich ein Mann

Herzerkrankungen werden bei Frauen oft nicht diagnostiziert.

Obwohl Herzerkrankungen in der Gesellschaft noch immer als primäres Problem von übergewichtigen alten Männern gesehen werden, ist der Herzinfarkt eine der häufigsten Todesursachen von Frauen.

Während allgemein bekannt ist, was die Frühwarnsignale bei Männern für einen Herzinfarkt sind (Schmerzen in der Brust, Bauchschmerzen, Übelkeit, Atemnot) bleiben diese bei Frauen schlecht kommuniziert. Denn Frauen leiden weniger unter den typisch männlichen Symptomen, sondern eher unter Müdigkeit, Schlafproblemen und allgemeiner Schwäche. Anzeichen, die Ärzt*innen als Begleiterscheinungen der Wechseljahre fehldeuten.

Ob Frauen einen Herzinfarkt überleben, hängt darüber hinaus signifikant damit zusammen, ob sie von einem Mann oder einer Frau behandelt werden. So ist die Überlebenschance von Patientinnen höher, wenn sie von Ärztinnen untersucht werden. Nach einem Herzinfarkt sind Frauen darüber hinaus zu 36% seltener Teil von engmaschigen Nachkontrollen und werden generell ineffizienter behandelt. Standardmedikamente schlagen auch hier schlechter an. Wo bei Männern Betablocker, Aspirin und Cholesterinsenker ausreichen, ist diese Therapie bei Frauen selten wirksam. So zeigen Frauen eher Nebenwirkungen auf Betablocker, Aspirin sorgt für keine ausreichende Reaktion und Cholesterinsenker werden wiederum fast ausschließlich an männlichen Probanden getestet.

Die Folgen: Die Lebensqualität von Frauen ist geringer

Man könnte hier sicher noch weiter ausholen. Über die sozialen Determinanten schreiben, die nicht-männliche Personen im Medizinzirkus benachteiligen und darüber, warum Frauen mit Migrationshintergrund ein noch größeres Problem haben, mit ihren Bedürfnissen ernst genommen zu werden. Doch ich denke, der Punkt ist deutlich geworden.

Googelt man gesundheitliche Probleme im Zusammenhang mit dem Schlagwort Frau, so ähneln die Ergebnisse einer Mischung aus Gebrüder Grimms Märchen, Folklore und Naturheilverfahren. Medizin scheint für Frauen also auch im Jahre 2021 nur auf Basis von Hexerei, Handauflegen und Hoffen zu funktionieren. Ich möchte hier alternative Heilmethoden nicht verteufeln, aber man müsste doch mittlerweile in der Lage sein, Frauen auf Basis von wissenschaftlicher Forschung, funktionalen Medikamenten und unter Berücksichtigung der weiblichen körperlichen Voraussetzungen zu behandeln.

Wir haben es in kürzester Zeit geschafft einen Impfstoff gegen einen tödlichen Virus wie Covid-19 zu erfinden, da ist jede Frau, die aufgrund unzureichender medizinischer Kompetenz an einem Herzinfarkt stirbt, doch ein Armutszeugnis.

Korrigiert mich, wenn ich falschliege.

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Bildquelle: Monstera on Pexels, CCO-Lizenz