Gendergerechte Sprache und Diskrimination

Ein Kommentar zum Gender-Dilemma

Was nun?

„Ist der Feminismus zu weit gegangen? Natürlich! Es gehört zum Wesen des Feminismus, ‚zu weit zu gehen‘ für die aktuell geltenden Normen. Weil sich sonst nichts verändert. Als Frauen an die Unis wollten, hieß es irgendwann: Ja, sie können als Gasthörerinnen schon zuhören, aber müssen sie Abschlüsse machen? Wozu denn? Ja, nun, weil man einfach gerne zu Ende bringt, was man angefangen hat, und das gilt nicht zuletzt für Revolutionen.“ (Margarete Stokowski, S. 67, Die letzten Tage des Patriarchats).

Gendergerechte Sprache ist und bleibt ein Thema, das die Menschen spaltet. Wer sich aber näher mit der Thematik, Ungleichheiten und vor allem der feministischen Geschichte beschäftigt, wird zumindest zu dem Schluss kommen müssen, dass Frauen und Männer immer noch nicht gleichberechtigt sind. Daher finde ich die Hauptargumente von Sashka und somit die von Tomas Kubelik oberflächlich, da sie nicht auf die Kernproblematik eingehen und zudem Behauptungen in den Raum gestellt werden, die einfach nicht stimmen.

Es gibt aber Punkte, die ich dennoch wichtig und in der Diskussion angebracht finde: Dass unsere Sprache dadurch komplizierter wird, es (noch) keine genauen Regelungen zum Gendern gibt, somit letztlich auch der Spracherwerb erschwert wird sowie die Tatsache, dass die gendergerechte Sprache Legastheniker benachteiligt. Diese Kritikpunkte sehe ich als einzig konstruktive Kritik an, die in der Anwendung tatsächlich eine Rolle spielen und valide Gegenargumente darstellen. Auch, dass Menschen behaupten, sich mit der gegenderten Sprache nicht (mehr) angesprochen zu fühlen. Diese Einstellung habe ich geteilt, als ich mich selbst damit noch nicht weitreichend auseinandergesetzt hatte.

Es bedarf daher großer Aufklärungsarbeit, die vereinfacht erklärt, wieso und warum man diesen Schritt gehen sollte. Auf der politischen Ebene brauchen wir eine Lösung oder zumindest einen Kompromiss, der die Pro- und Contra-Seiten mit Expert*innen bespricht und diese Aufgabe nicht einzelnen Akteur*innen überlässt. Denn Sprache beeinflusst, ob wir wollen oder nicht, unsere Wahrnehmung von Geschlecht und Geschlechterrollen und in irgendeiner Form wird sich unsere Sprache inklusiver gestalten – ob mit einem Sternchen, Doppelpunkt oder einer ganz anderen Variante. Auch wenn bis dahin vielleicht noch 50 Jahre vergehen.

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Bildquelle: Nothing Ahead über Pexels, CC0-Lizenz