Hoppe Hoppe Scheitern: „Es ist bei allen Eltern manchmal scheiße“
Elternsein ist kein Kinderspiel, das ist wohl allen klar. Wie groß die Herausforderung wirklich ist, Kinder zu haben, läuft frei nach dem Motto: Hinterher ist man immer schlauer. Und was gibt es Beruhigenderes als zu wissen, dass es anderen auch nicht besser geht. Genau das schafft der neue Seven.One Audio-Podcast „Hoppe Hoppe Scheitern“ von Evelyn Weigert. In ihrer bekannt schonungslos offenen Art spricht sie mit ihren Gäst*innen über das Wohl und Wehe des Elternseins – und so manchem Erziehungsberechtigten aus der Seele – als säße man mit Leidensgenoss*innen am Kaffeetisch, um sich hemmungslos über seinen chaotischen Kinderalltag zu beklagen. Dabei wird man an vielen Stellen zustimmend nicken, betroffen lauschen oder einfach nur befreiend lachen.
ZEITjUNG: Wie kam es zur Idee für den Podcast?
Evelyn Weigert: Bei meiner Doku „Oh Baby! Sowas von schwanger“ habe ich gemerkt, dass es den Leuten hilft, ehrlich über die Themen aus dem Elternalltag zu sprechen. Oft werden die Dinge ja beschönigt. Aber manchmal ist einfach alles kacke, das kann man sich nicht schönreden. Wenn du zwei Kinder hast, dann geht der Wahnsinn eigentlich erst richtig los und du kommst als Eltern in Situationen, wo du denkst: Spinn ich jetzt? Ich bin mega verzweifelt, check gar nichts mehr und bin voll am Anschlag. Mir ist dann aufgefallen, dass es mir unheimlich hilft zu wissen, dass es bei anderen auch so ist. Nach dem Motto: Es tut gut zu wissen, ich bin nicht alleine. In meinem Umfeld gibt es viele, die nicht so offen mit diesen negativen Momenten des Elternseins umgehen, was schade ist. Daher dachte ich mir: Alle sollten in den Genuss kommen zu wissen: Es ist bei allen Eltern manchmal scheiße. Punkt. (lacht) Wir alle lieben unsere Kinder. Aber Elternsein ist auch manchmal echt krass und darüber sollten wir auch reden. Es tut einfach gut, einfach mal Dampf abzulassen. Daher wollten wir den Podcast machen.
ZEITjUNG: Wie findest du deine Gäst*innen?
Evelyn Weigert: Viele kommen aus meinem Freundeskreis. Es sind aber auch Gäste dabei, die ich nicht kannte, was ich auch total spannend finde. Ich quatsche auch mal Mütter an, mit denen ich mich auf dem Spielplatz unterhalte, die offen und ehrlich erzählen, was bei ihnen so abgeht. Die frage ich dann, ob sie Bock haben, mein Gast zu sein. Beim Podcast entstehen mit jedem so tolle Gespräche und alle sind so unterschiedlich auf ihre Art, das macht einfach krass Bock.
ZEITjUNG: Der Titel „Hoppe Hoppe Scheitern“ trifft wirklich den Nagel auf den Kopf. Dennoch ist es für viele gerade frisch gebackene Eltern ein langer Weg bis zu dem Punkt, an dem sie akzeptieren können, an ihren eigenen Ansprüchen gescheitert zu sein und dass das OK ist. Wie war das bei dir?
Evelyn Weigert: Zum Glück bin ich gar keine Perfektionistin. Vor meinen Kindern haben mein Mann und ich so ein krasses Lotterleben geführt, also ein Künstlerleben – ohne Struktur und ohne Plan (lacht). Die erste Hürde war: Wir müssen uns einen Tagesplan zulegen, um mit zwei Kindern nicht komplett durchzudrehen. Die zweite war, zu merken: Oh, ich bin eigentlich auch nicht besser als alle anderen. Nach so Sätzen in der Partnerschaft wie: „Ich habe heute viel mehr gemacht als du.“ Wo man sich früher gedacht hat: Boah, das ist so uncool. Und auf einmal ist man selber so uncool. Aber das nehmen wir dann Gott sei Dank auch mit Humor.
Ein weiteres Beispiel ist das Thema Kinder und Fernsehgucken. Da hatte ich einen Riesenanspruch an mich selbst. Meine große Tochter hat wirklich kein TV geschaut, bis sie 1,5 Jahre alt war. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich einfach mal 20 Minuten in Ruhe was machen kann – für mich. Gerade mit zwei Kindern. Da habe ich mich am Anfang richtig scheiße gefühlt. Aber dann guckt das Kind halt mal ein paar Minuten Fernsehen, davon wird sie auch nicht blind werden. (lacht)