Junge und Mädchen liegen auch Decke

Liebe, Drogen und Chalamet: HOT SUMMER NIGHTS

Auf dem Papier ist es ein Film, der alles hat. Die Vibes der 80er und 90er, Drogen, Liebe, Drama und Hollywood-Jungstar Timothée Chalamet. Ich habe den Film vorab des DVD- und Video on Demand-Releases sehen dürfen und mich selbst überzeugen können, ob er seine Versprechen hält.

„HOT SUMMER NIGHTS“ entführt die Zuschauer*innen nach Cape Cod im Jahr 1991, eine malerische Halbinsel im US-Bundesstaat Massachusetts. Die Geschichte folgt dem unbeholfenen und introvertierten Teenager Daniel (Timothée Chalamet), der nach dem Tod seines Vaters den Sommer bei seiner Tante verbringen muss. Es fällt ihm nicht leicht, bei all den reichen Kids Anschluss zu finden, die ihre Freiheit mit endlosen Partys voll auskosten. Sein Leben nimmt eine unerwartete Wendung, als er Hunter (Alex Roe), den charismatischen Drogendealer und seine umwerfende Schwester McKyla (Maika Monroe) kennen lernt, die bereits jeden Jungen des Dorfes um den Finger gewickelt hat. 

Daniel steigt in das Drogengeschäft Hunters mit ein und träumt vom großen Geld, während sich sein introvertiertes Ich der Liebe stellen muss. Ein Spagat, der ihn bis an seine Grenzen bringt. 

Timothée Chalamet in der Rolle des introvertierten Daniel

Ein bildgewaltiges Erlebnis mit Schönheitsfehlern

In seinem Kern ist das Debütwerk von Regisseur und Drehbuchautor Elijah Bynum ein Coming-of-Age-Film, der ein bisschen von allem hat: Gekonnt werden Drama, Action und Humor miteinander verknüpft und sorgen für ein abwechslungsreiches Erlebnis. 

Die Zeitreise ins Jahr 1991 wirkt auf den ersten Blick nicht besonders originell, hat aber zur Folge, dass man sich wie Zuhause fühlt. Der kleine Ort Cape Cod strahlt auf den ersten Blick den Charme einer traditionell amerikanischen Kleinstadt aus, sei es das Diner mit seinen karierten Fließen und obligatorischen Pancakes, eine wunderschöne Strandpromenade oder das heimelige Autokino, in dem sich schon so manche Paare gefunden haben. Überhaupt liegt für mich eine der größten Stärken von „HOT SUMMER NIGHTS“ in der Atmosphäre, die einfach zum Eintauchen in diese Welt einlädt. Das ist nicht zuletzt durch die ausdrucksstarke Kameraführung gelungen. Die Nahaufnahmen von Daniel und McKyla in einem roten Sportwagen, während der spätsommerliche Regen auf das Dach prasselt, ist nur ein Beispiel von vielen. 

Da schmerzt es umso mehr, dass es mir besonders in der ersten Hälfte des Filmes schwer fiel, mit den Charakteren warm zu werden. Ein anonymer Erzähler bombardiert die Zuschauer*innen regelmäßig mit Infos über die Charaktere und erklärt, wie sie sein sollen. Das schafft eine unnötige Distanz und reißt aus der sonst so hervorragenden Aufmachung. Hinzu kommen Zeitsprünge von mehreren Wochen, in denen sich insbesondere Daniel so stark verändert, dass es manchmal schwer fällt, seine Motivation hinter Entscheidungen nachzuvollziehen. Der Wandel vom introvertierten Teenager, der den Mund nicht aufbekommt, hin zum Drogendealer, der das große Geld wittert, war für mich etwas zu abrupt. Glücklicherweise ändert sich das besonders in der zweiten Hälfte des Filmes, als das Pacing auf einmal deutlich heruntergeschraubt wird. Aus anfangs eindimensionalen und blassen Charakteren werden Menschen, die einem endlich auch ans Herz wachsen. Auch die Beziehungen untereinander wirken glaubhafter und erlauben sogar Insider, die ein Lächeln auf die Lippen zaubern können.