Im Winter ohne festen Wohnsitz zu sein, ist besonders bitter(kalt). Bild: Pexels

Stille Nacht, kalte Nacht: Wie Kältebusse helfen

Das System der Kältebusse funktioniert in jeder Stadt anders und wird von unterschiedlichen Stellen organsiert. Die Idee ist und bleibt jedoch dieselbe. In den Wintermonaten fahren ehrenamtliche Helfer*innen nachts durch die Straßen der Großstädte und halten überall dort, wo sie gebraucht werden. Je nach Situation versuchen sie mit den obdachlosen Menschen ins Gespräch zu kommen, verteilen heiße Getränke oder Speisen, geben Schlafsäcke und Decken aus und fahren diejenigen zu Notunterkünften, die es allein nicht schaffen. Im schlimmsten Fall rufen die Helfer*innen einen Krankenwagen.

Somit haben die Kältebusse einen klaren Überlebensauftrag.

Um so wichtiger wäre es, dass die Kältebusse durch öffentliche Gelder finanziert würden. Doch das ist vielerorts nicht der Fall. So ist beispielsweise der Berliner Kältebus eine Initiative der Stadtmission und somit Teil der Evangelischen Kirche. Hierdurch ist sie auf Spenden und die Unterstützung von außen angewiesen, was eine unabhängige Arbeit erschwert. So betont Karen Holzinger, Mitglied der Berliner Stadtmission, dass eine bessere Finanzierung zwingend notwendig sei, um mehr Menschen helfen zu können. Zwar bekäme der Kältebus bereits einen Obolus von der Stadt, dieser reiche jedoch bei weitem nicht aus. Darüber hinaus müssten mehr Notunterkünfte geschaffen werden, die tatsächlich jede*n aufnehmen. Egal ob geduscht, mit Haustier, mit deutschem Pass oder im Rollstuhl.

In Berlin gibt es das Projekt seit mittlerweile 25 Jahren. Zwar wurde die Idee der Kältebusse seither von vielen Städten adaptiert, gesellschaftlich geändert hat sich jedoch wenig.

Obdachlose werden immer noch geächtet. Wie häufig schauen wir genauer hin, wenn wir jemanden im Winter auf der Straße liegen sehen? Selten, oder? Insgesamt 650.000 Menschen sind nach Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe in Deutschland von Wohnungslosigkeit betroffen. Das sind 650.000 Personen, die im Winter auf deutschen Straßen frieren. In einem der reichsten Länder der Welt. Wie kann das sein? Warum hat die Bundesrepublik Milliarden von Euro für die Autoindustrie übrig, aber keine Mittel, um obdachlose Menschen vor dem Kältetod zu bewahren? Ich bin keine Expertin, aber für mich klingt das ganz und gar nicht nach sozialer Marktwirtschaft. Das Stichwort heißt also hier mal wieder Solidarität.

Was können wir also tun?

Ehrenamt

Die Kältebusse und Obdachlosenhilfen sind immer auf der Suche nach neuen ehrenamtlichen Helfern. Wenn ihr also Zeit und Lust habt, dann ruft einfach mal an oder geht hin. Helfende Hände werden nie abgewiesen.

Spenden

Auf den Seiten der Kältebusse findet ihr Spendenkonten. Falls ihr den ein oder anderen Euro entbehren könnt, dann spendet gerne. Das Geld rettet hier tatsächlich Leben. Auch Sachspenden werden immer benötig. Seien es Schlafsäcke, Decken oder warme Kleidung. Auch hierzu findet ihr Infos auf den Webseiten.

Augen offenhalten

Falls ihr einen Menschen seht, der aussieht, als ob er Hilfe braucht: Sprecht ihn an! Selbst wenn die Person dankend ablehnt oder keine Hilfe benötigt, ist es wichtig, dass sie merkt, dass sie gesehen wird. Obdachlose sind eine Randgruppe der Gesellschaft, obwohl sie mitten unter uns leben, und werden viel zu häufig ignoriert. Obdachlose Menschen sind jedoch nicht unsichtbar! Auch hier gilt: Krankenwagen rufen, wenn eine Person verletzt oder unterkühlt ist. Die Kältebusse können viel tun, doch sie sind keine Sanitäter.

Also, passt auf euch und eure Mitmenschen auf, der Winter kommt bestimmt!

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Bildquelle: Andrew Nevins von Pexels, CC0-Lizenz