Zwei Frauen mit Shopping-Tüten

Kritik an Black Friday: Moral muss man sich leisten können

Der Spaß beginnt aber nicht erst bei der Technik, sondern auch schon bei – wortwörtlich – grundlegenderen Sachen, wie zum Beispiel Unterwäsche. Will man als Frau Unterwäsche kaufen, die wirklich schön ist, geht man wahrscheinlich nicht zu H&M, sondern eher zu Hunkemöller. Kauft man ein ganz normales Set, also einen BH und einen Slip, landet man je nach Modell schon bei 40 bis 50 Euro.

Ganz zu schweigen von nachhaltigen Unterwäschelabels, die es zwar gibt, deren Modelle aber entweder nach Oma aussehen, oder zwar schön, dafür aber unfassbar teuer sind. Das Label Coco Malou bietet zum Beispiel ein Bralette für 65 Euro an. Wer hat so viel Geld übrig – für ein Bralette? Vor allem, wenn man Student*in ist oder in einem schlecht bezahlten Job arbeitet – oder beides.

Bei richtiger Kleidung sieht das Ganze übrigens nicht anders aus. Selbst im Second Hand Laden kostet eine Winterjacke, die wirklich warm ist und gut aussieht, noch 60 Euro. Vielen Dank, davon kann man sich dann halt auch fast schon eine neue Winterjacke kaufen.

Warum nur Reiche Black Friday boykottieren können

Okay, der Begriff Reiche ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Auch ist es so, dass nicht jedes vermeintliche Schnäppchen zu Black Friday auch tatsächlich eins ist, sondern manchmal nur als solches getarnt ist. Aber Fakt ist auch, dass viele Dinge tatsächlich deutlich günstiger sind als normalerweise. Und der Punkt ist: All diese zuvor erwähnten Dinge muss man sich leisten können, wenn man sie im Januar, im April, im Juli oder im Oktober kaufen will. Wer sie sich normalerweise leisten kann, für den ist es natürlich leicht, sich während der Black Week gemütlich in seinen Sessel zu setzen und auf diejenigen herabzuschauen, die fast schon auf die Black Week angewiesen sind, um sich eben jene Dinge überhaupt zu irgendeinem Zeitpunkt im Jahr leisten zu können.

Denn: Genauso, wie man es sich das restliche Jahr über leisten können muss, all diese Dinge zu kaufen, muss man es sich an Black Friday eben leisten können, gar nichts zu kaufen. Während der Black Week nichts zu bestellen, ist meist nicht unbedingt ein Zeichen von Umweltbewusstsein und Konsumkritik, sondern vor allem ein Zeichen von Wohlstand. Denn es bedeutet, dass man sich die meisten Dinge auch das restliche Jahr über leisten kann und nicht auf Black Friday warten muss.

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Bildquelle: Borko Manigoda on Pexels; CCO-Lizenz