liebeserklaerung-an-das-oktoberfest

Liebeserklärung an: Die Wiesn


Es sind die kleinen Dinge, die uns unseren tristen Alltag versüßen und das Leben ein bisschen besser machen. Ob es hübsche Gänseblümchen sind, die am Straßenrand wachsen oder eine Kugel deiner liebsten Eissorte – wir alle haben kleine Muntermacher in unserem Alltag, über die wir nur selten ein Wort verlieren. Das soll sich jetzt ändern! Wir bieten euch eine Liebeserklärung an die kleinen Dinge, die uns in stressigen Situationen retten, an schleppenden Tagen motivieren oder uns die guten Tage versüßen!

Eine Liebeserklärung von Robin Klausmann

Was für den Bremer der Freimarkt ist und für den Stuttgarter der Wasen, das ist – natürlich ein bisschen bekannter – das Oktoberfest für die Münchner. Von den Einheimischen auch liebevoll „Wiesn“ genannt. Und um genau die geht es. Während Touris aus allen Ecken der Welt die Wiesn nach wie vor als wahrhaftiges Abbild des bayerischen Lebensgefühls (oder zumindest das, was sie sich drunter vorstellen) ansehen, hat das größte Volksfest der Welt unter den Münchnern ein Image-Problem.

Für viele ist es nichts weiter als ein riesiges Besäufnis mit gestressten Kellnern, überteuerten Preisen und Betrunkenen, die sich daneben benehmen und dafür sorgen, dass der in den Stoßzeiten ohnehin überlastete Hauptbahnhof noch näher am Kollaps steht. Dazu pausenlos Helene Fischer oder Andreas Gabalier – und der permanente Hauch von Erbrochenem in der Luft. Das gefällt nicht jedem.

Es ist hip, sich als Wiesn-Feind zu outen!

Da gibt es Einige, die es vorziehen, in den zwei Wochen Ausnahmezustand einen großen Bogen um die Theresienwiese und die Hauptzufahrtsrouten zu machen. Sie verziehen sich in Cafés und Restaurants außerhalb des Trubels oder nehmen sich praktischerweise gleich ihren Jahresurlaub auf Gran Canaria. Es gilt als hip, sich als Nicht-Wiesn-Gänger oder Kritiker zu outen.

Doch bei all der (zum Teil berechtigten Kritik) vergessen viele Leute auch die positiven, ja gar grandiosen, Seiten der Wiesn. Es ist, trotz aller Kommerzialisierung, ein Volksfest für Münchner – und eine Tradition, die es zu bewahren gilt. Wer hier aufgewachsen und im Stadtgebiet zur Schule gegangen ist, verbindet unzählige Geschichten und Begegnungen mit der Wiesn. Sei es, als man sich mit 14 zum ersten Mal unter schlagendem Puls ins Zelt schleichen konnte (und den damit verbundenen ersten Wiesn-Rausch erlebte), als man mit dem ersten Partner bei Sonnenuntergang die Matthias-Pschorr-Straße Richtung Bavaria entlangspaziert ist und die Hektik um einen herum für einen Moment vergessen hat. Oder als man aus den Augen verlorene Weggefährten wieder getroffen und auf eine Maß eingeladen hat. Und jedes Jahr werden neue Geschichten geschrieben.

Die Wiesn vereint ganze Generationen!

Hinzu kommen die unzähligen, zum Teil seit Generationen in Familienbesitz befindlichen, Schausteller und Budenbesitzer. Kaum einer schafft es die Schaustellerstraße entlang zu gehen, ohne einen Abstecher ins Teufelsrad zu machen oder mit seinen Begleitern eine Runde im Autoscooter zu fahren. Danach noch eine Bratwurst und gebrannte Mandeln – glücklich sein kann manchmal sehr einfach sein. Und wenn’s einem doch mal zu viel wird, dreht man einfach eine Runde im Riesenrad und beobachtet das Spektakel von oben. Hier mag ein wenig Nostalgie mitschwingen, aber das Oktoberfest mit all seinen Facetten schafft es nur schwer einen wirklich zu enttäuschen.

Ach Wiesn, i mog di so!

Klar, die Menschenmassen begeistern nicht jeden und selbst für Freunde der Wiesn sind drei bis vier Besuche genug, doch am Geist des Oktoberfests ändert das nichts. Es ist ein Ort, an dem Leute auf (meist) friedliche Weise zusammen kommen, die ein oder andere Maß trinken und für eine Zeit lang den Alltag vergessen. Und gerade in Zeiten, in der sich die Welt schneller dreht als es einem manchmal lieb ist, gibt es doch nichts Schöneres, als einmal im Jahr ein Stückchen Beständigkeit vor der Haustür.