Junge Frau zieht hohe Schuhe aus

LiebesLeben: Forever alone – Über die Angst, niemanden zu finden

Zeitsprung: Wir haben 8 Uhr morgens. Besagte Verwandte, Freund*innen und Bekannte haben heute Nacht sicher von einer wunderbaren Zukunft mit ihrem Schatz geträumt und starten gerade bei einem gemeinsamen Frühstück mit Brötchen vom Bäcker und frisch gepresstem O-Saft sanft in den Tag. Währenddessen habe ich im Zug effektiv anderthalb Stunden Schlaf abbekommen, sitze mittlerweile in der Berliner S-Bahn – noch immer auf dem Heimweg – und frage mich, ob sich in meiner Wohnung noch irgendetwas Essbares befindet. Kurz gesagt: Ich habe das Gefühl, mein Leben irgendwie nicht unter Kontrolle zu haben.

Normalerweise macht mir das nichts aus. Meistens gefällt mir der Gedanke, ein Leben zu führen, das von Spontaneität, Unterwegssein und Abenteuern geprägt ist. Meistens genieße ich es, irgendwie überall und nirgendwo zu wohnen. Aber manchmal eben auch nicht. Und heute ist einer dieser Tage, an denen ich mich danach sehne, ein Zuhause in Form einer einzigen Person zu haben und eine kleinstädtische Spießerin zu sein, die vollkommen in ihre langjährige Beziehung und alle damit verbundenen Wünsche und Träume eingespannt ist.

Denn manchmal schleicht sich diese Angst in meinen Kopf – die Angst, eben nicht diese eine Person zu finden, mit der ich mir eine gemeinsame Zukunft ausmalen kann, mit der ich jede Nacht friedlich zusammen einschlafe und die mich bis ans Ende meiner Tage liebt.

Ich glaube, einerseits hat diese Angst ihren Ursprung in allem, was davon abzuhängen scheint, ob man mit Ende 20 oder Anfang 30 eine langjährige Beziehung zu verzeichnen hat oder eben nicht. Denn keine Beziehung bedeutet (zumindest in den Köpfen der meisten Menschen): keine Hochzeit, keine Kinder, keine Enkelkinder.

Andererseits ist es aber auch der Gedanke ans Alleinsein und -bleiben an sich, der mir zeitweise Unbehagen bereitet. Der Gedanke, allein zu sterben und das Leben bis zu diesem Punkt allein verbringen zu müssen.