Mann allein auf einem Bett in bläulichem Licht

LiebesLeben: Über das Gefühl, allein zu sein

Und obwohl alle meine Facetten durch meine Liebsten abgedeckt werden, ist da trotzdem ein Teil in mir, der sich einsam fühlt. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile – das Copyright für diesen weisen Satz liegt bei Aristoteles. Und es stimmt: Irgendwie scheint ein Mensch mehr zu sein als die einzelnen Puzzleteile, aus denen er*sie zusammengesetzt ist – mehr, als messbar ist, als mit dem Auge erkennbar, mit dem Kopf reflektierbar und mit der Sprache in Worte zu fassen ist. Warum sonst sollte ich mich allein fühlen, obwohl ich es rein faktisch doch nicht bin?

Das Gefühl ist nicht allgegenwärtig. Es sind einzelne Momente, in denen es an die Oberfläche gelangt. Aber es sind eben Momente, die sich durch mein ganzes Leben ziehen. Und bisher hat es niemand geschafft, diesem Gefühl ein Ende zu setzen – weder ich selbst noch eine andere Person. Nicht meine Eltern, nicht meine besten Freund*innen und keiner der Männer, die ich geliebt habe. Und wie sollte eine andere Person auch in der Lage sein, mir ein Gefühl zu nehmen, das offenbar so tief in mir verankert ist, dass ich mich nicht einmal selbst davon befreien kann?

Es ist doch schlichtweg dumm, über eine*n Erlöser*in in Form eines anderen Menschen zu fantasieren, durch dessen*deren Eintritt in mein Leben ich mich schlagartig nicht mehr unverstanden und allein fühlen werde. Es ist naiv, das zu glauben. Und trotzdem hoffe ich irgendwie, dass es genauso kommt.