Mensch, Bett

Migräne: „Es fühlt sich an, als würde ich es nicht überleben.“

  • Mann, schwarz weiß

    !

    Klaus, 30-ish

    Migräne fühlt sich bei mir so an, als würde sich ein kantiger Gegenstand hinter meinem Auge ausdehnen. Dadurch entsteht ein krasses Druckgefühl, das einen flauen Magen auslöst. Und das schaukelt sich dann gegenseitig hoch, bis man sich übergibt. Ich hatte auch schon mal das Gefühl, dass ich sterbe. Ich dachte: „Krass, ich kann das unmöglich überleben.“ Es war so schlimm, dass ich mit 30 Jahren meine Mutter angerufen habe, die hunderte Kilometer entfernt wohnt. Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, ich war im Delirium. Sie hat dann den Krankenwagen gerufen. Und dann bin ich in der Notaufnahme aufgewacht. Die kannten das schon. Ich hatte mega Durst, aber die haben mir nichts gegeben, weil sie genau wussten, dass ich mich dann übergeben muss. Das ist immer noch so. In einer Attacke kann ich nichts zu mir nehmen. Ich kann die Tablette nur vorher nehmen, wenn ich die Aura habe – also die Migräne kommen spüre. Das ist ganz schwer zu beschreiben, aber irgendwie ist die Luft um einen herum dann dicker und es ist wie elektrisiert. Ich nehme übrigens auch keine Kopfschmerz-Tabletten wie Aspirin. Die weiten nämlich die Gefäße, dadurch fließt mehr Blut durch, aber es sollte genau umgekehrt sein. Ich spreche auch nicht offen darüber, weil z.B. ein Arbeitgeber das natürlich nicht geil findet, wenn er weiß, dass du sehr plötzlich komplett ausfallen kannst. Außerdem ist Migräne sehr mit Vorurteilen behaftet, weil sich viele Leute häufig damit krankmelden. Aber ich sage immer: Wenn jemand noch telefonieren kann, dann hat er keine Migräne, weil er alleine vom Display-Licht des Handybildschirms kotzen müsste.

    Auf der Suche nach der Ursache für meine Migräne musste ich einen CT-Scan von meinem Gehirn machen. Und ich habe insgeheim gehofft, dass es ein Gehirn-Tumor ist. Ich wollte, dass die etwas finden, was sie einfach rausschneiden können und dann ist die Sache vorbei. Leider haben sie nichts gefunden und ich war ehrlich gesagt enttäuscht. Letztendlich habe ich dann durch jahrelanges Tagebuchschreiben mögliche Auslöser festgehalten und überlegt, was es sein könnte. Jetzt weiß ich, bei mir ist es ganz stark vom Wetter abhängig. Wenn sich der Luftdruck ändert oder ein Gewitter ansteht, ist das Risiko sehr hoch. Und wenn ich zu wenig esse, reagiert mein Körper mit einer Migräne. Aber dagegen kann ich wenigstens etwas tun.