Mitte-Studie: Ob Rechts oder Mitte – das ist hier die Frage
Seit 2006 bringt die Friedrich-Ebert-Stiftung regelmäßig die sogenannte „Mitte-Studie“ raus – eine Befragung, die die aktuelle politische Mitte ermitteln soll. Ungefähr 2000 Menschen mit deutschem Pass werden dafür zufällig ausgewählt und am Telefon befragt, wie ihre Zustimmung zu verschiedenen politischen Themen so ist. Besonders die -ismen (zB. Rassismus, Sexismus, Antisemitismus, etc.) bekommen dabei Beachtung. Die Stiftung hat nun die Ergebnisse für 2018/19 vorgestellt.
Es lebe die Demokratie!
Zuerst die guten Nachrichten: Laut der Studie lehnt ein Großteil der Befragten eindeutig und offen rechtsextreme Einstellungen ab. Nur 2 bis 3 Prozent der Befragten äußerten sich klar rechtsextrem – ob in Ost- oder Westdeutschland machte da keinen Unterschied.
Die Demokratie lebe hoch: 86 Prozent der Befragten halten es zudem für unerlässlich, dass Deutschland demokratisch regiert wird. Eine wirkliche Diktatur befürworteten dahingegen lediglich rund 3 Prozent. Einig waren sich die meisten Befragten auch, wenn es um Grundrechte geht: 93 Prozent der Befragten waren der Meinung, dass die Würde und Gleichheit aller Menschen an erster Stelle zu stehen hat.
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Sexismus, Vorurteile gegen Obdachlose und Menschen mit Behinderung nahmen im Vergleich zum Vorjahr ab. Allerdings berichtet die Studie von weiterhin hohen Zahlen der Abneigung gegenüber Sinti und Roma, Muslimen und Asylsuchenden. Jede fünfte Person (21 Prozent) neigt zudem deutlich zu rechtspopulistischen Positionen, bei über 40 Prozent lässt sich eine Tendenz in diese Richtung erkennen.
Kontroverse um Abwertung Asylsuchender
Besonders die Erfassung der Einstellung gegenüber Asylsuchender war in der Berichterstattung in Kritik geraten. Die Abwertung Asylsuchender liegt laut der Studie bei über 50 Prozent. Das Medienmagazin Übermedien kritisierte auf seiner Seite die Erfassungsfragen dieser Abneigung. Denn das Konstrukt „Abwertung Asylsuchender“ wurde nur mit zwei Statements, denen die Befragten wie bei den anderen Themen auch zustimmen oder sie ablehnen sollten, abgebildet. Diese Statements („Bei der Prüfung von Asylanträgen sollte der Staat großzügig sein.“ und „Die meisten Asylbewerber werden in ihrem Heimatland gar nicht verfolgt.“), so Übermedien, waren so formuliert, dass die Befragten keinerlei Abneigung gegenüber Asylsuchenden haben mussten, um fehlerhaft dem rechten Spektrum zugeordnet zu werden. Die Initiatoren der Studie erläuterten auf Anfrage von Übermedien, dass allein basierend auf diesen beiden Fragen niemand politisch rechts oder links eingeordnet worden sei, sondern mehrere weitere Faktoren dies beeinflussten.
Wie rechts oder mittig sich die Deutschen politisch tatsächlich aufstellen, wird sich in wenigen Wochen zeigen, denn am 26. Mai ist Europawahl. Laut verschiedener aktueller Prognosen liegt derzeit die CDU/CSU bei knapp unter dreißig Prozent, gefolgt von SPD und Grünen, sowie der AfD an vierter Stelle.
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