Wehende Deutschlandfahne

AfD und „Querdenken“ – Warum ist der Osten so rechts?

Bei der letzten Bundestagswahl kamen alle großen Parteien, die unser politisches und wirtschaftliches System im Wesentlichen für tragbar halten – also CDU/CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen – im Westen insgesamt auf 76,8 Prozent der Stimmen. Im Osten waren es nur 54,5 Prozent. Das sind mehr als 20 Prozentpunkte Unterschied. Der Unterschied zum Westen scheint also nicht nur im stärker ausgeprägten Rechtsextremismus zu bestehen, sondern vielmehr darin, dass unser System im Osten als weniger legitim gilt und nicht so fest verankert ist wie im Westen.

Die Linke soll an dieser Stelle keinesfalls mit der AfD gleichgesetzt werden. Aber Fakt ist, dass sie dem Kapitalismus bzw. der sozialen Marktwirtschaft kritisch gegenübersteht, und somit auch im Hinblick auf die andere Seite des politischen Spektrums eine starke Unzufriedenheit im Osten erkennbar ist.

Fazit: Warum ist der Osten nun so rechts?

Viele Ostdeutsche sind frustriert. Weil sie den Eindruck haben, dass es den Menschen im Westen deutlich besser geht. Und dass sie nicht genügend repräsentiert werden, nicht ernstgenommen werden (Quelle: springer.com). Und wer frustriert ist, drängt sich selbst gern in eine Opferrolle und erschafft sich einen imaginären Gegenspieler, der das personifizierte Böse repräsentiert: „die Ausländer“, „die da oben“ oder „die Corona-Verschwörung.“

Frustration ist natürlich keine Rechtfertigung dafür, die Schuld für alles, was im eigenen Leben falsch läuft, auf Migrant*innen, Politiker*innen oder eine gottverdammte Pandemie zu schieben. Aber es ist vielleicht ein Erklärungsansatz für das, was im Gehirn des mysteriösen Fremdkörpers „Ostdeutscher“ so vorgeht.

Und im besten Fall entsteht dadurch Verständnis und ein Austausch, der für Veränderungen in Politik, Wirtschaft, Justiz und Medien sorgt. Vielleicht ist der Osten dann irgendwann nicht mehr so rechts, und ganz vielleicht muss es mir auch irgendwann nicht mehr unangenehm sein, zu sagen, dass ich aus Dresden komme.

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Bildquelle: analogicus on Pixabay; CCO-Lizenz