„Underground of Berlin“ verfolgt den spannenden Werdegang von fünf Fußball-Profis - vom Ghetto in die Bundesliga. Bild: Deezer

Podcast „Underground of Berlin“: Aus dem Block in die Bundesliga

In den weiteren Folgen wird der Werdegang der Jungs weiterverfolgt, von der Zeit in ihrem ersten Fußballverein über den Aufstieg in den Profifußball bei Hertha BSC, bis hin zu Rückschlägen und Karriereenden. Zu Wort kommen dabei immer wieder auch Weggefährten der Fußballer – Trainer, Mitspieler und Manager. Der Berliner Schauspieler Frederik Lau und der Rapper Massiv komplettieren die Reihe der Protagonisten und erschaffen ein eindrucksvolles und umfassendes Bild.

In nie dagewesener Form verschwimmen die Grenzen zwischen Interview, Dokumentation und Serie. Der Zuhörer befindet sich mal mit im Käfig in Berlin-Wedding, mal im Olympiastadion am Spielfeldrand und mal in der nahegelegenen Shisha-Bar. Die Geschichten sind so eindrucksvoll, dass sie teilweise wie aus einem Kinofilm wirken. Aber wenn Kevin-Prince Boateng beispielsweise beteuert:

„Ich bin kein Straßenjunge, ich bin nur auf der Straße aufgewachsen.“

oder Änis sagt „Alles was ich bin, habe ich dem Wedding zu verdanken“, dann glaubt man ihnen und scheint nach einiger Zeit Teil des Gesprächs zu werden. Die moderierende Erzählerstimme, Straßenbahn-Sounds und Polizeisirenen erschaffen somit einen spannenden Podcast, der die Zuhörer*innen in eine fremde Welt versetzen kann: In eine Welt des Berliner Problemviertels, in der die Geschichte der sechs Fußballer begann, bis in die Welt des glamourösen Profifußballs.

Der Podcast reiht sich damit ein in die Riege von Ghetto verherrlichenden Unterhaltungsformaten. Egal ob in Serien wie „4 Blocks“ und „Dogs of Berlin“ oder bei Dokumentationen und Artikeln über aufstrebende Fußballer, immer wird dieselbe Story erzählt: Ein Junge aus schwierigen Verhältnissen wächst im Ghetto, in Favelas oder dem Problemviertel auf und schafft es durch Kampfgeist und Durchsetzungsvermögen in ein normales und ruhmvolles Leben.

Doch das sind die Ausnahmen. Die Änis Ben-Hatiras, Kevin-Prince Boatengs oder die Kilian Mbappes und Neymars. Sie gelten als Paradebeispiele für den Aufstieg in den Fußballhimmel. Doch die allermeisten bleiben zurück. Die Geschichten derjenigen, die kein besonderes Talent oder kein Glück haben, interessieren kaum jemanden, denn sie sind nicht so spannend und unterhaltsam – leider.

Das neue Projekt „Underground of Berlin“ schlägt genau in dieselbe Kerbe. Mit einem großen Entertainment-Faktor werden erfolgreiche Biografien aus dem Ghetto authentisch inszeniert. Das ist äußerst spannend, interessant und sensibilisiert für ungleiche Lebensverhältnisse, verzerrt vielleicht aber auch die ganze Wahrheit über Problemviertel und deren Exitstrategien.

„Underground of Berlin“ verspricht „dirty, deep und tough“ zu sein – der erste Eindruck ist zumindest vielversprechend. Das Schicksal derjenigen, die es nicht schaffen, sollte man dabei allerdings nicht außer Acht lassen.

Diese Artikel könnten dich ebenfalls interessieren:

Folge ZEITjUNG auf FacebookTwitter und Instagram!

Bildquelle: Deezer