Mädchen hält Bierglas auf Volksfest nach oben

Söder Online: Der politische Aschermittwoch im Zeichen der Pandemie

Normalerweise ist in Passau an Aschermittwoch die Hölle los, denn rund 6.000 CSUler treffen sich zum höchsten Festtag/ Biergelage/andere-Parteien-Bashing in der Dreiländerhalle. Bei Volksfeststimmung, Weißbier und Brezen werden feurige Reden gehalten, die eigene Politik gelobt und die der anderen mit bösen Witzen ins Lächerliche gezogen. Was die CSU gestartet hat, machen inzwischen auch die anderen Parteien an anderen Orten in Bayern. Dieses Jahr – einem besonders wichtigen, denn im Herbst ist Bundestagswahl – kann es solch ein geselliges Aerosoleversprühen natürlich in dieser Form nicht geben, deshalb hielten die Parteien ihre Kundgebungen online ab. Es war ein Test des Selbstbewusstseins und der Selbstdarstellung der Parteien.

Der Online-Auftritt der CSU ist souverän. Es gibt einen Moderator, der durch die Veranstaltung führt, die Basismitglieder sind als kleine Kästchen, alle mit blau-weißen Fähnchen, Schals und Bier ausgerüstet, zur Unterstützung zugeschaltet. Nach den Reden gibt es Applaus, die Zwischenrufe und das Gegröle wie sonst bleiben im digitalen Format aus.

Der frisch gebackene CDU-Vorsitzende Armin Laschet wurde eingeladen, um auf der Kundgebung eine Rede zu halten. Eine Stimmungsprobe, denn um Kanzler zu werden, sollte sich Laschet bei der CSU nicht unbeliebt machen. Dabei hat er erst kürzlich noch ganz andere Töne in Sachen Corona-Maßnahmen angeschlagen als der vorsichtige Söder. In seiner Rede lobpreist er allerdings Söders Leistungen und wirft sich der CSU an den Hals. Laschet steht an einem Pult auf dem unauthentisch Bierkrüge, Brezen und Passauer Bier drapiert wurden und spricht wie später auch Söder von ökologischen Aufgaben, die nur in Kombination mit der Erhaltung von Industriearbeitsplätzen gemeistert werden könnten. Kriminellen gegenüber will er keine Toleranz zeigen. Zum Ende meint er noch, was für eine tolle Rede er von seinem Kollegen Söder erwarte, da sie wohl auch bei ernsten Telefonaten stets etwas zu lachen haben. Im Anbetracht der gegensätzlichen Herangehensweisen an die Corona-Maßnahmen erscheint dies allerdings eher unglaubwürdig.

Markus Söder sitzt an einem Tisch mit Brotzeit und Bierkrug (mit Cola light gefüllt), an der Wand hängen unter anderem ein FC Nürnberg Fähnchen und ein Bildschirm mit Panorama über Passau. Ganz zu Beginn seiner Rede verpasst der CSU-Chef einen Seitenhieb gegen Olaf Scholz, der nicht die „Stimmungskanone“ wäre, die es am Aschermittwoch braucht. Eine solche ist Söder allerdings heute selbst auch nicht. Er spricht die meiste Zeit ernst, das Hauptthema ist selbstverständlich die Corona-Pandemie. Er stichelt noch ein wenig gegen die SPD, die „immer das Gleiche, immer das Falsche“ machten. Die AfD bezeichnet er als einen „Angriff auf Deutschland. Die Grünen müssen vom letzten Jahr wieder angestaubte Vegetarier- und Tofu-Witze über sich ergehen lassen, während Söder seine eigene Partei ökologischer als die Grünen gesehen haben möchte. „Ich bin für mehr grün in Bayern, aber nicht für mehr Grüne. Denn um das Grüne in Bayern kümmern wir uns als CSU.“

So wie sich die Unionspolitiker auf das Thema grün fokussieren, scheint es, als sei dies die gefürchtete Konkurrenz, die es auszuschalten gilt. Beendet wird der CSU-Aschermittwoch mit Gesang. Erst das Bayernlied, dann die deutsche Nationalhymne und schlussendlich das Europalied.