Demo-Plakat mit der Aufschrift "Eco, not ego"

La vie est (re)belle – Wie viel Aktivismus tut uns gut?

Insbesondere in den Bereichen Klima und Nachhaltigkeit geht es um Dinge, die uns alle betreffen – und die aus genau diesem Grund wiederum niemanden so wirklich persönlich betreffen. Natürlich sind in vielen Regionen auf der Welt bereits heutzutage starke Auswirkungen der Erderwärmung spürbar. Und langsam kommt der Klimawandel auch in unseren Breitengraden an. Allerdings entsteht dadurch, dass eben alle Menschen mehr oder weniger davon betroffen sind oder in Zukunft betroffen sein werden, auch das Gefühl, dass wir alle im selben Boot sitzen. Niemand ist mit der Angst vor beunruhigenden Entwicklungen allein. Die Zukunftsangst, die wir in Bezug auf globale Entwicklungen wie den Klimawandel empfinden, ist eine andere Zukunftsangst als die, die wir in Bezug darauf empfinden, dass uns das Herz gebrochen werden oder einer unserer liebsten Menschen sterben könnte. Sie ist anonymer, abstrakter, allgemeiner.

Umso bewundernswerter ist es, dass es Menschen gibt, die so viel von ihrer persönlichen Zeit und Energie für eine Sache aufwenden, die so allgemein ist. Dieses Phänomen lässt sich natürlich nicht nur bei Klimaaktivist*innen, sondern bei jeglichen Menschen beobachten, die mit derartiger Leidenschaft für die Umsetzung ihrer politischen Forderungen kämpfen.

Allerdings bleibt zu fragen, bis zu welchem Punkt Aktivismus nicht nur für die Gesellschaft vielversprechend, sondern auch für das Individuum gesund ist. Es ist erwiesen, dass soziales Engagement dafür sorgt, dass man sich nützlich und produktiv fühlt, da man seine Zeit sinnvoll investiert (Quelle: OECD). Somit wird das Wohlbefinden von Aktivist*innen durch ihr Engagement positiv beeinflusst. Gleichzeitig ist aber auch erwiesen, dass politisches Engagement insbesondere im Bereich Nachhaltigkeit frustrierend sein kann, da man sich die ganze Zeit über selbst vor Augen führt, wie gravierend die Probleme sind und wie wenig Einfluss man darauf nehmen kann (Quelle: Momentum Quarterly).

Politisches Engagement birgt großes Potenzial für Negativität. Es ist nicht nur unbefriedigend, zu sehen, an welchem Punkt man sich auf dem Weg zum Ziel erst befindet. Man ist darüber hinaus immer von Menschen umgeben, mit denen man streiten muss, weil man sie um jeden Preis überzeugen will.