Demo-Plakat mit der Aufschrift "Eco, not ego"

La vie est (re)belle – Wie viel Aktivismus tut uns gut?

Das gilt nicht nur für Aktivismus, der im realen Leben stattfindet, sondern auch für Online-Aktivismus. Beim Lesen von Twitter-Diskussionen wird man von einem Schwall Negativität überschüttet. Die Tatsache, dass es viele Menschen gibt, die als leidenschaftliche User jeden einzelnen Tag auf Twitter versacken, in derartige Diskussionen verwickelt sind und ein politisches Statement nach dem anderen posten, zeigt, dass es wirklich Menschen gibt, die förmlich in dieser Welt leben. Die freiwillig in einer Welt leben, die nur aus Politik und sozialen Ungerechtigkeiten besteht.

Natürlich ist es ein absolutes Privileg, überhaupt abwägen zu können, ob man sich in dieser Intensität mit all der Negativität umgeben will, die Aktivismus häufig mit sich bringt – denn es gibt so viele Menschen, die keine Wahl haben. Menschen, die tatsächlich unmittelbar von sozialen Ungerechtigkeiten betroffen sind und für die politisches Engagement keine allgemeine, sondern eine ziemlich persönliche Angelegenheit ist. Menschen, deren Leben ganz automatisch politisch ist. Unfreiwillig politisch. Weil man sich nicht aussuchen kann, auf welchem Fleck Erde man geboren wird. Mit welcher Hautfarbe man auf diese Welt kommt und welche sexuelle Orientierung man hat.

Menschen, die das komplette Gegenteil von Aktivist*innen sind und sich als unpolitisch bezeichnen, scheint nicht bewusst zu sein, wie privilegiert man eigentlich sein muss, um überhaupt unpolitisch sein zu können. Und das sollte man auch keinesfalls sein. Politisches Engagement ist wichtig. Die Frage ist nur, ob es nicht eine Grenze gibt.

Denn dem eigenen psychischen Wohlbefinden sollte man doch mindestens genauso viel Aufmerksamkeit widmen wie einem gesellschaftlichen Fortschritt. Man darf nicht vergessen, Zeit in sich selbst zu investieren und sich auch um das eigene Bedürfnis nach Ruhe, Entspannung und Leichtigkeit zu kümmern.  

Es ist wichtig, Politik als Teil seines Lebens zu betrachten – aber sobald man anfängt, Aktivismus als seinen einzigen Lebensinhalt anzusehen, wird man sich immer mit Negativität und Frustration auseinandersetzen müssen.

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Bildquelle: Markus Spiske on Pexels; CCO-Lizenz