Männer inmitten von toten Fischen

Seaspiracy: Von Morden und Sklaverei in der Fischerindustrie

Zwischen Seriosität und Einseitigkeit

Genau in dem ambitionierten Rahmen liegt vielleicht auch am Ende die Krux, weshalb sich der Netflix-Hit einiges an Kritik gefallen lassen musste. Das „Marine Stewardship Council“, welches das blaue MSC-Logo für Produkte aus umweltschonender Fischerei vergibt und heftig von Tabrizi an den Pranger gestellt wird, gibt an, dass es sich bei einigen Informationen um veraltete bis hin zu falschen Daten und Fakten handeln würde. Außerdem mache es sich der Engländer mit seiner Konklusion, auf das Essen von Fisch zu verzichten, zu leicht, da vor allem Menschen aus ärmeren Regionen auf diesen angewiesen seien. Auch der Marine-Ökologe und Fisch-Biologe Bryce Stewart äußert sich kritisch über Twitter zu Wort. Während Stewart auch von falschen Informationen und aus dem Kontext gerissenen Aufnahmen spricht, hätte er sich vor allem einen wissenschaftlicheren, mehr ausbalancierten Film gewünscht. 

Genau damit mag Stewart den entscheidenden Punkt getroffen haben. Manche Szenen wirken künstlich aufgebauscht, was der ganzen Dokumentation phasenweise die Seriosität nehmen kann. Meiner Meinung nach hätte es das zu großen Teilen nicht gebraucht, um den gewünschten Schock-Effekt herbeizuführen. Klar ist aber auch, dass sich „Seaspiracy“ gerade durch actionreiche Szenen besser an ein breites Publikum verkaufen lässt. 

Wer aber über dieses vermeintliche Manko hinwegsehen kann, den erwartet eine Dokumentation, welche unser Bild von der Fischerei-Industrie nachhaltig beeinflussen könnte. Solche Werke und Macher wie Tabrizi braucht es in der Unterhaltungsbranche, um wirklich etwas zu verändern. Der junge Filmemacher nähert sich mit „Seaspiracy“ einen großen Schritt seinen Idolen an und könnte bald in einem Atemzug mit Attenborough oder Earle genannt werden. 

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Bildquelle: Netflix-Pressefoto