Intimbehaarung - ja oder nein? Bild: Pexels

Sex und Soda: Kommt der Busch zurück?

Ein Tag Haarentfernung im Jahr

Trotzdem finde ich es toll, wie sich ein Trend immer wieder durchsetzt. Während schon in den 70ern ein Busch als etwas sehr Prachtvolles angesehen wurde, wollte man es in den 2000ern so glatt wie möglich. Und jetzt ändert sich das erneut und Haare sind wieder mal ein Symbol von Freiheit. Ein männlicher Freund erzählte mir vor Kurzem: „Ich habe in der U-Bahn heute eine hübsche junge Frau gesehen, die komplett behaarte Beine hatte.“ Als ich ihn fragte, ob ihn das stört, zuckte er mit den Schultern. „Ich kenne es halt nicht“, sagt er. Und genau da ist der Punkt. Etwas ist nur komisch, eklig und sonderbar, wenn wir es nicht kennen. Mir gefällt der Trend zur Natürlichkeit gerade sehr. Seit ich die Pille abgesetzt habe, sprießen meine Härchen am ganzen Körper nämlich so, wie noch nie davor. Meine Armhaare sind länger und dunkler, mein Oberlippenbärtchen (den übrigens fast jede Frau hat) ist dichter als davor und meine Beinhaare sind auch widerspenstiger und nicht mehr so fluffig. Ich entferne mir sämtliche Gesichtsbehaarung, rasiere mir täglich die Beine und regelmäßig den Intimbereich. Ich habe die Zeit, die ich dafür brauche, zusammengerechnet. Im Monat sind das ca. 2,5 Stunden. 28,8 Stunden im Jahr. Das heißt, ich verbringe mehr als einen ganzen Tag im Jahr damit, mir irgendwelche Haare zu entfernen, die den meisten nicht mal auffallen. Ach. Diese Welt ist doch verrückt.

Haare können auch sexy sein

Obwohl ich das alles weiß, akzeptiere ich auch, dass ich niemals das Mädchen sein werde, dass in einem süßen Sommerkleid ihre behaarten Beine zeigt. Und das ist auch in Ordnung. Uns werden früh gesellschaftliche Stigmata auferlegt und nicht jedes davon können wir ablegen. Doch sie sollten uns auffallen und wir müssen darüber nachdenken.

Das Stigma geht nämlich auch in die andere Richtung: Ich finde Haare bei Männern total sexy. Ich mag den Bärenlook. Viel Brusthaar und haarige Arme. Und auch im Intimbereich gefällt es mir zum Beispiel nicht, wenn Männer komplett glattrasiert sind. Ich finde das befremdlich. Es passt nicht zu einem erwachsenen Penis. Und eigentlich passt es auch nicht zu einer erwachsenen Vulva. Trotzdem würde ich von niemanden verlangen, sich untenrum zu rasieren oder es wachsen zu lassen.

Beim Schreiben von diesem Text betrachte ich jetzt meine Haare auf der Innenseite meiner Oberschenkel und sehe sie ein bisschen anders. Sie sind da. Sie kommen immer wieder, egal wie oft ich versuche, sie zu entfernen. Aber das ist in Ordnung und sie machen mich nicht hässlicher. Das Gefühl werde ich jetzt den ganzen Tag lang mit mir tragen. Denn wir lieben sie alle. Die Bären und die Nacktmulle!

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Bildquelle: Viktoria Slowikowska von Pexels; CC0-Lizenz