Wie aus einer Bahnfahrt ein Horrortrip wurde. Bild: Pixabay

Horrorstory: Die schlimmste Bahnreise meines Lebens

Ich fasse es nicht. Ich rufe noch ein letztes Mal verzweifelt, dann schmeiße ich meine Taschen frustriert aufs Gleis und breche hemmungslos in Tränen aus. Dieser Zug war meine letzte Chance, nach Hause zu kommen. Ich weiß, dass es danach keine Verbindungen mehr gibt. Ich heule und heule und kann gar nicht mehr aufhören. Ich schluchze wie ein Kind, während ich zwischen meinen Taschen auf dem Bahnsteig sitze, den Kopf zwischen den Knien vergraben. Eine Frau fragt mehr gezwungen als besorgt, was los sei. Ich sage ihr, dass ich nicht mehr nach Hause komme, aber dass es nicht so schlimm sei. Ich komme schon klar. Sie sieht mich ein wenig schief an und geht dann weiter.

Ich weiß nicht, wie lange es dauert, bis ich mich endlich etwas beruhige. Ohne vom Boden aufzustehen, öffne ich die Bahn-App und sehe nach, was ich für Optionen habe. Ich könnte mit vier verschiedenen Bussen und Bahnen fahren, mit stundenlangen Aufenthalten um fünf Uhr morgens. Ich wäre dann um halb acht am nächsten Tag daheim. Die Vorstellung ist zu viel für mich und ich beginne wieder zu schluchzen. Ich rufe den Freund an, mit dem ich bis eben noch telefoniert habe. Die Welt sah noch ganz anders aus vor zehn Minuten.

Er ist ganz erschrocken von meinem Geheule, denkt aber im Gegensatz zu mir noch logisch. „Ruf die Service-Hotline an“, ist sein Rat. Ich bin mir unsicher, schließlich ist es ja mein Fehler, wenn ich zu spät am Gleis bin. Wieso sollten die mir helfen? Und wie? Ich sehe mich schon die Nacht an diesem grauenhaften Bahnhof verbringen. Da muss ich sofort wieder mehr weinen. Aber ich reiße mich zusammen und rufe die Hotline an. Nach ein paar Minuten Wartezeit bin ich schon ruhiger und als endlich eine nette Frau meinen Anruf beantwortet, kann ich ihr sogar ohne zu heulen meine Lage schildern. Die Reaktion ist eine andere, als ich erwartet hätte. Sie ist super freundlich und entschuldigt sich für meine Lage. Sie versichert mir, dass ich ein Hotel nehmen und einfach am nächsten Tag weiterreisen kann.

Ich bin so erleichtert. Irgendwie hätte ich erwartet, auf mich allein gestellt zu sein. Nach dem Auflegen suche ich sofort nach Hotels, doch das einzige in Jenbach ist ausgebucht. Rückschlag. Ich halte wieder einmal Rücksprache mit meinem lieben Freund, der zu meinem Krisenmanager geworden ist. Er hat schon Freunde in Innsbruck und in Rosenheim angerufen, damit ich dort übernachten kann. Außerdem hat er herausgefunden, dass noch ein Zug nach Kufstein fährt. Das liegt auf dem Weg und es gibt dort Hotels. Ich rufe das an, das am nächsten am Bahnhof liegt. Eigentlich ist die Rezeption schon geschlossen, doch ein netter Herr nimmt ab und verspricht, auf mich zu warten.