Bildquelle: surface via Unsplash

Studieren mit Kind: Eine junge Mama erzählt

Mit Kind zu studieren, ist nicht leicht. Der Tagesplan von Student*innen ist oftmals voll bis zum Anschlag. Es gilt Vorlesungen zu besuchen, Studienleistungen zu erbringen und für Prüfungen zu lernen. Rund 7% der Student*innen in Deutschland haben ein Kind – oder sogar mehr als eins. Wie regeln sie ihren Alltag?

Studierende Eltern müssen mehr Hindernisse überwinden als ihre kinderlosen Kommiliton*innen und unterbrechen ihr Studium viermal häufiger als andere Student*innen. Die Kindererziehung kann dabei schnell zu einer Herkulesaufgabe werden. Wer während des Studiums ein Kind bekommt, muss sein Leben von Grund auf umorganisieren. Student*innen, die bereits mit Kind(ern) ins Studium starten, stellen schnell fest, dass ihr Leben in vielen Punkten von dem Leben ihrer kinderlosen Kommiliton*innen abweicht. Ohne Unterstützung von außerhalb würden nur wenige Eltern diese Extrabelastung meistern. Neben der Unterstützung bei der Kinderbetreuung muss auch für finanzielle Sicherheit gesorgt sein.

Hilfeleistungen von den Hochschulen

In den letzten Jahren hat sich vor allem in den Universitäten selbst viel gewandelt. An den meisten Hochschulen gibt es Beratungsstellen. Dort können sich Student*innen bereits während der Schwangerschaft Rat und Unterstützung holen. Sie werden vom Staat über Leistungen und über verschiedene Betreuungsmöglichkeiten aufgeklärt.

Auch gibt es Studentenwerk-Kitas, die tagsüber die Betreuung der Kinder übernehmen können. Oftmals wird man dort jedoch auf eine Warteliste gesetzt. Eine zusätzliche Alternative sind eigens eingerichtete Mutter-Kind-Räume an Hochschulen. Dort stehen Spielsachen, ein Wickeltisch oder sogar Betten zur Verfügung.

Studienbeitragsbefreiungen, BAföG und Kindergeld etc. können die (werdenden) Eltern zudem finanziell entlasten. Schwieriger wird es mit den zu erbringenden Studienleistungen. Diese müssen natürlich von allen Student*innen erbracht werden. Wer allerdings verständnisvolle Dozent*innen hat, kann sicher auch dort Unterstützung erwarten.

Wir haben bei einer jungen Mutter nachgefragt, wie sie ihr Leben mit Kind und Studium meistert.

Marie, wie ist das: Studieren und Mama sein?

Marie ist 26 und studiert gerade im 7. Semester. Neben ihrem Studium kümmert sie sich als alleinerziehende Mutter um ihre dreijährige Tochter. Zwar bezieht Marie Unterhalt und BAföG. Um sich und ihr Kind zu versorgen, reicht das jedoch nicht aus. Zusätzlich geht sie noch arbeiten. Auf Unterstützung bei der Kinderbetreuung von außerhalb verlässt sie sich nicht. Am Anfang des Studiums hat ihre Schwiegerfamilie ihr unter die Arme gegriffen. Seit den letzten ein, zwei Jahren handhabt sie dies jedoch allein. Maries Universität bietet zwar eine eigene Kita an, jedoch hat sie erst spät herausgefunden, dass es Informationen dazu auf der Website der Uni gibt: „Am Anfang des Studiums wird einem das nicht so wirklich mitgegeben. Also man kriegt jetzt nicht wirklich Informationen, wo man das herausfinden könnte.“ Man könnte sich hier mehr Aufklärung seitens der Uni wünschen.

Eine gute Organisation ist ein Muss, um alles unter einen Hut zu bekommen. Da Maries Tochter von 8 Uhr bis 16 Uhr in den Kindergarten geht, plant Marie sowohl ihre Vorlesungen als auch sonstige Arbeiten für dieses Zeitfenster ein. Anfallende Studienleistungen oder Hausarbeiten ziehen sich trotzdem oftmals bis in die Nacht hinein. Bisher hat sie es so immer geschafft, alles pünktlich einzureichen. Ihre kinderlosen Kommiliton*innen haben natürlich mehr Zeit, um ihre Aufgaben zu erledigen. Auf die Frage, ob sie sich vorstellen könnte, dass einige Dozent*innen ihre Fristen für sie verlängern würden, antwortet Marie: „Ich kann mir vorstellen, dass einzelne Dozenten vielleicht versucht hätten, noch etwas zu verlängern, aber im Großen und Ganzen eigentlich eher nicht. Also, weil Abgaben ja schon immer sehr fix sind.“ Wie Dozent*innen auf die Bitte nach einer verlängerten Abgabefrist reagieren, scheint wohl vom Gemüt der jeweiligen Person abzuhängen.

Was das Studium selbst angeht, ist sie durch ihr Kind natürlich an einen Ort gebunden. Ein Umzug für ihr Masterstudium kommt für Marie eher nicht infrage. Der Umzug an sich und die Suche nach einem neuen Kindergarten wären zu zeitintensiv. Dazu kommt, dass der andere Elternteil auch ein Anrecht auf das Kind hat und sie daher nicht einfach wegziehen kann. Auch was die Suche nach einem Praktikumsplatz angeht, muss Marie sich auf ihren derzeitigen Wohnort begrenzen.

Zum Schluss haben wir Marie gefragt, ob sie rückblickend dieselbe Entscheidung treffen würde, oder bis nach dem Studium warten würde, um Mutter zu werden. Ihre Antwort: „Ich würde mich nicht anders entscheiden, weil mich schlussendlich das eine Jahr Elternzeit erst dazu motiviert hat, wirklich zu studieren. Weil vor meinem Studium, als ich meine Ausbildung gemacht habe, da hatte ich erstmal die Nase voll vom Lernen. Und dann aber wirklich dieses eine Jahr konstant zu Hause sein und wirklich nur Mama sein, gar nicht mehr so einen richtig geregelten Tagesablauf haben, was lernen zu können und mit anderen Leuten auf diese Art in Kontakt zu kommen, das hat mir total gefehlt. Und ich weiß, dass ich ohne mein Kind wahrscheinlich nicht noch angefangen hätte zu studieren. Auf jeden Fall nicht so früh. Deswegen, nö. Ich würde nichts anders machen.“

Mit diesen schönen Schlussworten lässt sich wohl festhalten, dass sich Mutterschaft und Studium durchaus vereinen lassen – trotz einiger Hürden.

Mehr Themen:

Folge ZEITjUNG auf FacebookTwitter und Instagram!

Bildquelle: surface via Unsplash; CC0-Lizenz