Swan Song

Swan Song: Zwischen Sci-Fi und Gesellschaftskritik

Eine Frage der Ethik?

Nach der Preview erhielt ich die Möglichkeit in Zuge eines Roundtable-Interviews mit Mahershala Ali und Benjamin Cleary zu sprechen, welches ich nutzte, um die Fragen zu stellen, die mir am meisten unter den Nägeln brannten.

ZJ: Cameron trifft im Film auf seinen Klon und muss mit ansehen, wie dieser sein Leben übernimmt. Kann man an dieser Stelle von Eifersucht auf sich selbst sprechen?

Mahershala Ali: Ich habe ehrlich gesagt gar nicht das Gefühl, dass es in dem Film um Eifersucht geht. Aber ich kann verstehen, dass man die Handlung zunächst so auffassen könnte. Für mich geht es mehr um die Verzweiflung Camerons. Darum, dass er mit seiner Frau nicht über seine Krankheit und seine Pläne bezüglich eines Klons sprechen kann. Er betrachtet sich selbst dabei, wie er aus seinem eigenen Leben entfernt und durch einen Klon ersetzt wird. Das ist hart. Aber ich würde eher von Neid und gar nicht so sehr von Eifersucht sprechen. Er muss seinem eigenen Klon dabei zusehen, wie dieser die Beziehung zu seiner Frau Poppy übernimmt. Das macht ihn hilflos und frustriert ihn. Emotionen, die von außen leicht wie Eifersucht aussehen können.

ZJ: Obwohl es im Film um das Klonen geht, werden ethische Fragen in diesem Bereich kaum gestellt. War das beabsichtigt?

Benjamin Cleary: Ja, das ist tatsächlich ein wichtiger Punkt. Mit dieser Storyline hätten wir einen völlig anderen Film machen können, nicht wahr? Wir hätten uns mehr auf den Prozess des Klonens fokussieren können. Darauf, was die Ärzte sagen oder welche medizinischen Bedenken es gab. Das haben wir aber bewusst nicht getan. Wir wollten einen Film machen, der sich mit dem menschlichen Dilemma beschäftigt. Es sollte um Cameron gehen und darum, wie er mit seiner Krankheit und seiner Familie umgeht. Darum, welche Entscheidungen er für seine Familie trifft. Die Zuschauer sollten sehen, was Cameron sieht. Nicht mehr und nicht weniger. Der Film will weniger beschreiben und mehr zum Fühlen anregen und ich habe das Gefühl, dass ist uns gelungen.

Fazit

Ein ruhiger, tiefgründiger Film mit mehr Wucht als ich es zunächst vermutet hätte. Die Besetzung ist hochkarätig und die Leistung von Mahershala Ali, der sowohl sich selbst als auch seinen eigenen Klon spiet, sollte auf jeden Fall hervorgehoben werden. Trotzdem handelt es sich bei Swan Song nicht um einen Film, den man in großer Runde nebenbei sehen sollte. Schaut man genauer hin, so erkennt man schnell, dass Cameron in der Handlung die fünf Phasen der Trauer durchläuft, während er sein Leben an seinen eigenen Klon verliert. Verdrängung, Wut, Verarbeitung, Depression und letztlich der Akzeptanz – Emotionen, die gerade in der jetzigen Zeit sicher vielen von uns nicht unbekannt sind.

Swan Song startet am 17.12 auf Apple+. Viel Spaß beim Film.

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Bildquelle: Apple+