Toxische Eltern: Wenn Mama und Papa zu Feinden werden

Wie gehe ich am besten damit um?

Unter der Beziehung zwischen Eltern und Kind stellt man sich eigentlich etwas Liebevolles vor. Die toxischen Züge zu erkennen, ist also ein sehr wichtiger erster Schritt. Damit umzugehen wird dadurch trotzdem nicht leichter. Durch die Manipulation oder verbale/körperliche Misshandlung leidet das Selbstwertgefühl und somit auch die Kraft, sich dagegen zu wehren.

Meistens verhalten sich toxische Eltern, oder generell toxische Menschen so, weil sie selbst umgeben von solchen aufgewachsen sind. Dass du diese Verhaltensweise also erkennst und als schlecht ansiehst, ist gut. So hast du die Möglichkeit, den Teufelskreis zu unterbrechen. Bei vielen toxischen Familien hilft erst einmal ein Gespräch. Man erläutert, was das Problem ist, wie man etwas daran ändern kann und was man sich für die Zukunft wünscht. Dafür ist es hilfreich, vorher mit einer Vertrauensperson die Gedanken zu ordnen und klar festzulegen, was man ansprechen möchte. So können Missverständnisse umgangen werden und es hilft vielleicht dabei, dass das Elternteil sich weniger angegriffen fühlt.

Nicht immer reicht ein Gespräch aber aus. Therapie ist ein Mittel, eine solche Konversation in einem neutralen Umfeld zu führen. Ein*e Therapeut*in kann als eine Art „Puffer“ dienen und das Gespräch in die richtige Richtung leiten. Wenn auch das nicht hilft oder die Eltern sich weigern, wird es etwas schwieriger.

Wieso es völlig legitim ist, den Kontakt abzubrechen

Der Kontaktabbruch mit der eigenen Familie ist keineswegs einfach, auch wenn man weiß, dass vieles in dieser Beziehung nicht funktioniert. In den sozialen Medien sieht man oft Kommentare wie „Family first“ oder „Das kannst du deiner Familie nicht antun“. Doch warum eigentlich? In toxischen Beziehungen oder Freundschaften unterstützen die meisten Menschen die Entscheidung, diese zu verlassen. Und obwohl die Eltern die ersten Bezugspersonen waren und eine bedeutende Rolle in unserer Kindheit gespielt haben, ist es letztendlich eine Beziehung wie jede andere. Wenn diese Beziehung toxisch ist, hat man jedes Recht, sie zu beenden. Es gibt keine Rechtfertigung für Gewalt oder Manipulation, und daher gibt es auch keinen Grund, das schädliche Umfeld nicht zu verlassen.

Falls es nur ein Elternteil ist, der sich toxisch verhält, könnte es möglicherweise eine Option sein, gemeinsam zu gehen. Manchmal kann auch eine Art „Beziehungspause“ ausreichen, um den Eltern zu verdeutlichen, was schiefgelaufen ist. Doch letztendlich tragen wir alles, was wir als Kinder oder Jugendliche erlebt haben, mit in unser Erwachsenenleben. Wenn der Kontaktabbruch als einzige Möglichkeit erscheint, zieht man zu einer vertrauenswürdigen Person und bricht den Kontakt ab. Und das ist völlig in Ordnung.

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