Van-Life-Familien: Mehr Profit für Eltern als Spaß für Kinder?

Leben auf engem Raum

Sobald man ein wenig durch die Profile der Van-Life-Influencer scrollt, stoßen einem recht schnell die Van-Touren ins Auge, die die Wohnbegebenheiten zeigen sollen. Eine Familie, die auf TikTok unter dem Namen @thehappycaravan bekannt ist, polarisierte im vergangenen Jahr mit einem bestimmten Video. Darin machte die Mutter von zehn Kinder einen Rundgang durch ihren Wohnwagen.

Sie präsentierte ihren Follower*innen die Schlafplätze der einzelnen Familienmitglieder:

@thehappycaravan

People have asked how our family of 12 sleeps in our 30 ft trailer. It’s not perfect, but more comfy than a tent because there is heat, AC and a fridge. 👍🏼 #airstream #rvlife #familyrv #caravan #trailer #familytok #howwesleep

♬ The 30 Foot Trailer (Song) – The Drowsy Lads
@thehappycaravan via TikTok

Drei Kinder auf einem umfunktionierten Tisch und ein Kleinkind, das auf dem Boden schläft, während Mama und Papa in ihrem Doppelbett liegen. Aus den Recherchen ergab sich, dass sich die Familie nur auf einem vorübergehenden Trip befand und normalerweise in einem Haus lebt. Trotzdem sind die damals gezeigten Umstände mehr als fragwürdig und lenkten mehr Aufmerksamkeit auf weitere Van-Life-Familien.

Mangel an Privatsphäre

Ein weiteres Beispiel sind @the_partyof6 auf Instagram. Etwa seit 2020 leben die beiden Elternteile mit ihren vier Kindern in einem RV und sind ganzjährig auf Reisen. Hier zeichnet sich ein ähnliches Muster ab, wie ein Video zeigt: Die Eltern besitzen ein Bett in einem abgetrennten Raum, gleichzeitig müssen alle Kinder zusammen in einem Raum nächtigen. Zwei schlafen in einem „Bett“, das nichts anderes ist als eine ausziehbare Wohnzimmer-Couch.

Da kommt die Frage auf: Wo in diesen Vans findet man Privatsphäre? Obwohl jüngere Kinder nicht zu viele Ansprüche zu haben scheinen, stellen Intim- und Privatsphäre wichtige Faktoren für ihre Entwicklung dar. Durch Rückzugsmöglichkeiten und Zeit für sich können sie ihre eigene Persönlichkeit kennenlernen und weiterbilden. Insbesondere bis zum Kleinkindalter sind Kinder meist nicht in der Lage, ihr Recht auf Privatsphäre einzufordern. Inwiefern ihnen diese – auch in Bezug auf die Persönlichkeitsrechte in den digitalen Medien – erhalten bleibt, kommt letztendlich auf die Erziehungsberechtigten an.

Weder die Privatsphäre noch die Persönlichkeitsrechte der Kinder sind bei Familien-Channels wie @the_partyof6 ausreichend geschützt. Die negativen Stimmen, die ihnen begegnen, sind demnach nicht unbegründet. Dennoch stehen jene Channels nicht für alle Familien, die in ihren Vans auf Reisen sind. Der TikTok-Account @kidgitalnomads verkörpert ein Positivbeispiel dafür, wie man das Van-Life kindergerecht umsetzen kann. Zum Schluss ist noch einmal wichtig zu erwähnen, dass Familien von dieser Kritik ausgeschlossen sind, die aufgrund finanzieller Umstände nicht anders leben und beispielsweise nicht all ihren Kindern eigene Zimmer bereitstellen können. Sie haben sich schließlich nicht freiwillig dazu entschlossen – im Gegensatz zu anderen.

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Bildquelle: Thom Milkovic via Unsplash; CC0-Lizenz