Bildquelle: Pexels

Die Vielfalt der Sprachen – Woher kommt die eigentlich?

Zwischen kultureller Identität und Notwendigkeit

Den Versuch gab es immerhin schon mit Esperanto, der am weitesten verbreiteten Plansprache der Welt: Bereits im Jahr 1887 wurde sie als internationale Sprache veröffentlicht, so richtig durchgesetzt hat sie sich aber nie. Englisch hat zwar einen historisch bedingten, halboffiziellen Platz als Weltsprache Nummer eins inne, aber trotzdem wird nicht jede*r da draußen Englisch können.

Um dem vielleicht nicht ganz so geheimen Geheimnis hinter der Vielfalt der Sprachen auf die Schliche zu kommen, bediene ich mich an dieser Stelle zweier Sprichwörter:

1. „Alle Wege führen nach Rom“

Wir alle kennen das Rad, schließlich ist es eine der bedeutendsten Erfindungen der Menschheitsgeschichte. Nun ist aber Rad nicht gleich Rad: Ob Fahrrad- oder Autoreifen, die Räder eines Zugs oder sogar ein Zahnrad – das zugrunde liegende Prinzip ist immer dasselbe, auch wenn die Ausführung eine andere ist.

So verhält es sich auch mit den Sprachen: Sie alle sind ein Werkzeug, um Wissen, Gedanken, Gefühle und Ideen mitzuteilen. Über einen großen Teil der Menschheitsgeschichte hinweg haben sich diese Werkzeuge jedoch recht isoliert voneinander entwickelt, was besonders zu akustischen Unterschieden geführt hat. Grammatikalisch betrachtet sind sich Sprachen schon viel ähnlicher, was auch daran liegt, dass sich ein bestimmtes System immer wieder bewährt hat. Im Tierreich spricht man von „konvergenter Evolution“, wenn Tiere, die eigentlich zu unterschiedlichen Spezies gehören, fast gleich aussehen oder ähnliche Eigenschaften entwickeln. Auf Sprachen bezogen hieße das wiederum, dass etwa die Aufteilung von Wörtern in Nomen, Verben und Co. sowie der klassische „Subjekt – Prädikat – Objekt“-Satzbau sich als verlässliche Methoden herausgestellt haben, um die Kommunikation zu strukturieren und Informationen zu vermitteln.

2. „Never change a running system“

Kommunikation zwischen Menschen unterschiedlicher Länder und Sprachen gab es schon vor der Erfindung des Google-Übersetzers und heutzutage kann jede*r da draußen jede Sprache lernen – das Angebot ist überall vorhanden und so billig wie nie zuvor. Wenn du nicht gerade in einem Land gestrandet bist, dessen Sprache du überhaupt nicht sprichst, ist die menschliche Sprachvielfalt gar kein so großer Nachteil. Meine Frage wäre daher: „Wieso würden wir alle nur eine Sprache sprechen wollen?“.

Viel schwerwiegender wäre nämlich der Verlust all dessen, was nicht in der neuen globalen Sprache verfasst oder zumindest in diese übersetzt würde. Dazu gehören zahlreiche Geschichten, Lieder, Literatur, ja sogar Witze! Beim Übersetzen geht zudem oft ein wichtiger Teil der Kommunikation verloren – etwa Betonung, Wortwahl oder kultureller Kontext. Eine perfekte Alternative sieht da anders aus.

Warum also nicht?

Wieso gibt es also so viele verschiedene Sprachen? Die Antwort darauf könnte tatsächlich sehr leicht sein: „Weil es eben geht!“. Weil Leben und Lernen keine Einbahnstraßen sind und wir unsere Ziele auf mehreren Wegen erreichen können, von denen keiner schwerer als der andere sein muss. Und weil der Preis, den eine einheitliche Weltsprache verlangen würde, nach tausenden Jahren niedergeschriebener Geschichte und Gedanken viel zu hoch wäre.

Diese Artikel könnten dich ebenfalls interessieren:

Folge ZEITjUNG auf FacebookTwitter und Instagram!

Bildquelle: Christina Morillo von Pexels; CC0-Lizenz