Frau sitzt mit angezogenen Knien auf dem Boden

LiebesLeben: Etwas Positives in negativen Gefühlen sehen

Katja malt mit Sprache Bilder auf ihre Wortleinwand. In ihrer Kolumne nimmt sie euch mit in ihr Atelier: Als absoluter Gefühlsmensch schreibt sie über die Liebe und das Leben – ein bisschen philosophisch und ein bisschen psychologisch, mit einem Hauch von Melancholie.

Liebe ist ein Gefühl, das unsere Augen zum Strahlen bringen und unsere Mundwinkel dauerhaft ein Stückchen weiter nach oben ziehen sollte. Nichtsdestotrotz kann Liebe manchmal auch einfach nur wehtun – aus den unterschiedlichsten Gründen. Wie gelingt es, dem Schmerz doch etwas Positives abzugewinnen?

Vorab: Natürlich darf sich etwas auch einfach nur schrecklich anfühlen. Dinge dürfen einfach nur wehtun, ohne dass gleichzeitig die „Verpflichtung“ besteht, trotzdem nach etwas Gutem in einer durchweg furchtbaren Situation zu suchen.

Ich glaube, es gibt diese Trauer, die so tief sitzt, dass es tatsächlich unmöglich ist, ihr etwas Schönes abzugewinnen. Nichts kann beschönigen, dass ein Mensch stirbt oder dass einem selbst oder einem nahestehenden Menschen ein Schicksalsschlag widerfährt. Nichts kann die Tatsache besser machen, dass man (sexualisierte) Gewalt erfahren hat oder dass eine schlimme Krankheit diagnostiziert wird.

Es gibt Dinge, die sind so hart, dass es an ihnen schlichtweg nichts Gutes gibt. Aber die Form von Schmerz, die man empfindet, wenn einem das Herz gebrochen wird, wenn man einen furchtbaren Streit hat, wenn man verlassen wird oder sich selbst schweren Herzens trennt, ist anders. Es ist ein „weicherer“ Schmerz. Das Ganze kann sich natürlich nicht nur auf romantische Liebe, sondern auch auf familiäre oder freundschaftliche Liebe beziehen. Wenn ein Mensch, den wir – egal auf welche Weise – lieben, uns verletzt oder uns sogar verlässt, tut das immer weh. Besonders intensiv ist das Gefühl meiner Erfahrung nach aber mit Menschen, die man auf romantische Weise liebt.

Etwas Positives im Scheitern oder im Stolpern einer Liebe zu finden, scheint auf den ersten Blick schwer. Aber es ist möglich. Einerseits liegt es natürlich rein rational auf der Hand, dass sowohl ein Stolpern als auch ein Scheitern auch ihre guten Seiten haben. Ein schlimmer Beziehungsstreit tut zwar weh, aber letztendlich lernt man dabei mehr übereinander, bekommt ein besseres Bild von der anderen Person und hat zumindest einmal alles gesagt, was einem auf dem Herzen lag und die Atmosphäre gereinigt. Wenn eine Liebe gänzlich scheitert, wenn man also verlassen wird, sich selbst trennt oder von vornherein einen Korb bekommt, besteht die gute Seite darin, dass man keine weitere Zeit verliert und sich nun wieder auf sich selbst und auf neue Menschen konzentrieren kann. Darin, dass man endlich ein offizielles Ende hat und von einer Person loskommt, mit der man wohl so oder so keine Zukunft gehabt hätte, weil es letztendlich eben doch nicht so gut gepasst hat.