Frau sitzt mit angezogenen Knien auf dem Boden

LiebesLeben: Etwas Positives in negativen Gefühlen sehen

Das ist allerdings nur die rationale Seite – emotional sieht es anders aus. Denn wer einmal wirklich unter einer solchen Sache gelitten hat, weiß, dass es einem schier das Herz zerreißt. Aber auch emotional gesehen kann es gewissermaßen schön sein, um eine Person zu trauern, die man geliebt hat – jedenfalls, wenn man zumindest ein bisschen melancholisch veranlagt ist und es schafft, in der Trauer nicht nur die Trauer, sondern auch die Liebe zu sehen, die man verloren hat.  

Denn wie verrückt ist es, dass es Dinge gibt, die einen so traurig machen können, dass man davon aus der Bahn geworfen wird? Dinge, die einen zum Weinen bringen, die einem schlaflose Nächte bereiten? Dinge, die dafür sorgen, dass man am liebsten laut schreien und etwaige Gegenstände kaputtschlagen würde?

Überhaupt derart intensiv empfinden zu können, ist den Menschen vorbehalten, die im Stande sind, aufrichtig zu lieben. Die Eigenschaft, mit Leib und Seele trauern zu können, gehört zum Glück der Liebenden.

Wenn man einige Male enttäuscht wurde und glaubt, überhaupt nicht mehr in der Lage zu sein, sich so zu verlieben, wie man es früher konnte, geschweige denn jemanden wirklich so wie früher aus tiefstem Herzen zu lieben, wird man spätestens an dem Punkt, an dem man diesen tiefen Schmerz über das Ende dieser versuchten Liebe empfindet, eines Besseren belehrt. Der Schmerz ist nur ein Zeichen dessen, dass man geliebt hat. Dass man lieben kann. Und das ist etwas Wundervolles.

Das Leben ist nicht nur schwarz oder weiß, nicht nur gut oder schlecht. Es ist beides, und es lebt vom Kontrast. Vom Wechselbad der Gefühle. Man nimmt schöne Phasen überhaupt nur als so schön wahr, weil man weiß, was es bedeutet, weniger schöne Phasen zu durchleben. Man weiß die guten Zeiten nur zu schätzen, weil man weiß, wie sich schlechte Zeiten anfühlen.

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