David Clarissa Etappe 2

Von Dahoam nach Venedig: Zwischen Routine und Abenteuer

Ein Sabbatical verbringt jeder anders. Die einen machen einen Yoga-Kurs auf Bali, die anderen reisen durch Südafrika. Doch Clarissa und David hatten andere Pläne: Die beiden Münchener haben sich für den Sommer ambitionierte Pläne gesteckt. Sie wollen zu Fuß von München bis nach Venedig laufen. Ob sich ihr Traum erfüllt und was sie auf ihrem Weg erleben, das erfahrt ihr in den nächsten Wochen hier.


Die zweite Etappe: 09.07.22-15.07.22

Die Fortsetzung unseres Abenteuers. In 33 Tagesetappen gänzlich zu Fuß von München nach Venedig. Einmal über die Alpen. Etwa 600 km und 25.000 Höhenmeter. Ein Traum für viele Wanderer und unser ganz persönlicher “Traumpfad”.

Mit Routine in den Tag!

Nach einer Woche stellt sich schon so etwas wie eine Routine ein. Wir stehen gegen 6 Uhr auf, was eine halbwegs humane Uhrzeit ist, und richten unsere Sachen zusammen. Jedes Ding hat seinen festen Platz im Rucksack gefunden und man merkt schon am Morgen, ob man gut drauf ist und alles auf Anhieb an Ort und Stelle packt oder ob der durchwachsene Hüttenschlaf im Matratzenlager sein Übriges tut und man zum dritten Mal noch ein Teil findet, welches eigentlich ganz unten hingehört.

David & Clarissa 1
Endlich geschafft!

Alle “Wehwehchen” wollen ebenso versorgt werden. Wir haben inzwischen gut gelernt mit ihnen zu leben und zu laufen. Zum Frühstück wird ordentlich zugeschlagen und das ganz ohne schlechtes Gewissen – je mehr desto besser! Denn es braucht viel Wasser und jede Kalorie für unsere täglichen Herausforderungen.

Über die Zentralalpen!

Auf unserer 2. Wochenetappe haben wir atemberaubendes erlebt und einige persönliche Best-Marken geknackt.

Die erste Tour in den Zentralalpen haben wir mit über 2.000 Höhenmeter bergauf bestritten. Mal wieder bei mollig warmen Temperaturen um die 30 Grad. Da sparen wir uns die Morgendusche, denn wir kommen ordentlich ins Schwitzen. Ein tolles Gefühl das gepackt zu haben!

Am Folgetag sind wir über den Gipfel-Pfad Seven TuXer Summits gekrackselt. Normales Laufen ist kaum möglich, man muss schon mit Hand und Fuß über die Felsklötze klettern oder von Brocken zu Brocken hüpfen in der Annahme, dass nichts kippt oder locker ist. Wie der Name sagt, haben wir aber gleich 7 Gipfel auf einen Streich erklommen! Immer wieder ertasten und überwinden wir unsere Grenzen und sind überrascht und stolz, dass so viel mehr möglich ist!

Direkt im Anschluss sind wir ins militärische Sperrgebiet Lizum/Walchen gelangt. Natürlich wussten wir vorher, dass die Route hier durchführt. Aber es ist ein Kontrast sondergleichen zwischen einem landschaftlichen Idyll wie in einem Heimatfilm der 30er Jahre mit plätscherndem Bach, grasenden Kühen, läutenden Glocken, pfeifenden Murmeltieren, einer farbenfrohen Blumenvielfalt umgeben von Felsmassiven, nur um dann in der Früh plötzlich vom ratternden Rotorenlärm des Hubschrauber der militärischen Übungstruppen geweckt zu werden. Auch sonst sind wir unterwegs häufig dem Wechselbad der Gefühle ausgesetzt.

Davi und Clarissa 2
Der Ausblick

Frust und Freude: Wir plagen uns mühsam eine nicht enden wollende Scharte hoch und endlich oben angekommen, sind die Strapazen in Millisekunden vergessen. Was ist das hier nur für ein unfassbar beeindruckender Ausblick! Ein azurblauer See direkt unter uns, daneben ein steiniger Steilhang, darunter grüne Wiesen und im Hintergrund ragen schneebedeckte Gletscherhänge empor. Mit dem Käsebrot vom Lunchpaket im Mund konnten wir die Aussicht auf die Zentralalpen in vollen Zügen genießen.

Trubel und Ruhe: Die letzten Tage der 2. Wochenetappe bringen uns etwas abseits des originalen Traumpfads. Anstatt über die berühmte Friesenscharte zu gehen, haben wir uns für die weniger bekannte Variante über die Kasererscharte zur Geraer Hütte entschieden. Der Weg und das Tagesziel sind so schön wie einsam. Wir waren sehr froh dem Touristentrubel des Zillertals entflohen zu sein. Wir setzen einen Fuß vor den anderen und von uns fast unbemerkt haben wir die Südtiroler Grenze überschritten!

Sorge und Vorfreude: Bei der abendlichen Planung des Folgetags haben wir festgestellt, dass das nächste Etappenziel eine kurze Gletscherüberschreitung erfordert – Plötzlich eine komplett andere Herausforderung. Kurze Nachfrage bei den Hüttenwirten zur aktuellen Lage und dann der Entschluss: Wir wagen das Abenteuer! Einen Gletscher so nah zu erleben, das war wirklich etwas ganz Neues für uns. Aber wir bekamen auch die Auswirkungen des Gletscherschmelzens direkt zu spüren. Wo vor Jahrzehnten noch massig Eis war, ist jetzt eine steile Moräne aus losem Schotter hinab bis zur Gletscherzunge zu bewältigen – mit dem tauenden Eis unter unseren Füßen und der brütende Sonne über unseren Köpfen.

Routine und Erstaunen: Fix und fertig aber auch überwältigt, dass wir wieder eine Etappe geschafft haben, welche abermals abwechslungsreich und gespickt mit neuen Eindrücken war, fielen wir ins Bett. Im Gegensatz zum morgendlichen Packen wird die Schönheit der Alpen und die Natur für uns wohl nie öde oder zur Routine werden.


Falls wir eure Neugierde geweckt haben, weitere Details und Bilder zu unseren Tagesetappen findet ihr auch in unserer Komoot Wandercollection “Von Dahoam nach Venedig – Traumpfad München Venedig”.

Die Creakom GmbH hat sich dazu bereiterklät, für jeden unserer gelaufenen Kilometer einen Euro an den Verein “Ich will da rauf! e.V.” zu spenden.

“Ich will da rauf! steht für Inklusion durch ein gemeinsames Hobby – Klettern. Für die Teilnehmenden spielt es keine Rolle, ob jemand eine Behinderung hat oder nicht, denn alle klettern ganz selbstverständlich mit. Und zwar unabhängig von Behinderung, Alter, Geschlecht, Herkunft, sexueller Orientierung oder Religion.” Natürlich würden wir uns sehr freuen, wenn sich auch andere Unterstützer für dieses tolle Projekt fänden.

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Bildquelle: David Dombek