Einmal Lächeln bitte! Wie Emojis unsere Wahrnehmung verzerren
Egal ob in WhatsApp Nachrichten, Emails oder Briefen. Überall tauchen sie auf: Emojis. Sie verändern die Art und Weise wie wir kommunizieren, schützen uns vor Missverständnissen in der geschriebenen Kommunikation und mittlerweile haben sie sich sogar in unseren Sprachgebrauch geschlichen. Nun haben australische Forscher herausgefunden, dass sich die lustigen gelben Gesichter nicht nur auf unsere Kommunikation auswirken, sondern auch Einfluss auf unsere Gehirnstruktur haben. Verrückt, oder?
Was steckt hinter dem Smiley?
Um zu verstehen, weshalb uns die Emojis in unseren Chats so sehr beeinflussen, sollte man zunächst die Geschichte hinter ihnen kennen. Auch wenn es für manche von uns seltsam klingen mag, doch der Emoji existiert schon um eigens länger als Facebook und andere soziale Netzwerke. Tatsächlich wurde er vor über 35 Jahren von einem amerikanischen Wissenschaftler namens Scott E. Fahlman entwickelt. Dieser war es leid, dass es in seiner Kommunikation mit Kollegen und Freunden via Brief immer wieder zu Missverständnissen kam, wenn er versuchte einen Witz zu machen oder das Gespräch aufzulockern. Und so erfand er kurzerhand ein einfaches stilisiertes Gesicht aus einem Doppelpunkt, Bindestrich und einer Klammer. Die Geburtsstunde des „Smileys“.
Seither ist viel passiert und es gibt nicht mehr nur noch das einfache lächelnde Gesicht, sondern auch kleine Affen, Tennisschläger oder Schokoriegel, mit denen wir unsere Nachrichten verschönern können. Doch wie wirken die sich eigentlich auf unsere Art zu denken aus?
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Und hiermit kommen wir zur Studie der australischen Forscher rund um Owen Churches. Dieser wollte nämlich herausfinden, weshalb wir den ursprünglichen Smiley aus Zeichen :-) überhaut als Gesicht erkennen und ihm eine Emotion zuordnen. Hierzu zeigte er 20 Proband*innen sowohl Gesichter von realen Menschen, Emojis und sinnlose Zeichenfolgen. Während der Slideshow wurden die Hirnströme mittels Elektroden gemessen und im Anschluss ausgewertet. Das Ergebnis war verblüffend. Denn das Gehirn der Teilnehmenden machte absolut keinen Unterschied zwischen realen Gesichtern und Emojis. Andere Zeichenfolgen wurden jedoch nicht als Gesicht erkannt. Selbst bei umgekehrten Smileys hatte das Gehirn der meisten Proband*innen Probleme. Warum ist das so?
Unser Gehirn hat im Laufe der Jahre gelernt, Gesichter als ein Ganzes wahrzunehmen. Das erleichtert ihm die Denkleistung und macht Kapazitäten frei, um auf andere Informationen zu achten. Wir lernen schon als Säuglinge: „Aha, das ist ein Gesicht, das gehört zu meiner Mama. Sie lächelt, also ist sie gut gelaunt.“ Fortan wird dieses Gesicht immer mit unserer Mutter verknüpft werden. Was wir jedoch nicht lernen ist, dass ein Doppelpunkt, ein Bindestrich und eine Klammer in der Kombi immer ein Lächeln ergeben. Diese Fähigkeit erlangen wir erst, wenn elektronische Kommunikation zum Thema wird. Hat unser Gehirn dann jedoch einmal verstanden, welche Bedeutung diese Zeichenfolge hat, erkennt er sie ebenfalls immer als ein Ganzes. Wir denken also nicht mehr „Ah, drei Zeichen“, sondern „Schau, ein lächelndes Gesicht. Die Nachricht ist wohl nett gemeint.“
Die Verwirrung ist groß
Denn auch unsere Fähigkeit zu lesen und Texte zu interpretieren verändert sich mit der Nutzung von Emojis. Das merken wir immer dann, wenn wir eine Nachricht erhalten, die sowohl freundlich als auch vorwurfsvoll gemeint sein könnte.
Während wir vor ein paar Jahren noch viel mehr Hirnkapazität dafür aufwenden mussten, um den Sinn hinter Nachrichten und die damit kommunizierte Emotion zu entschlüsseln, helfen uns an dieser Stelle heute Emojis. Sie stehen freundlich lachend am Ende des Satzes und signalisieren uns so: „Hey, das war ein Scherz!“ Die Verwirrung entfällt und wir können ganz unbefangen antworten.
Dennoch sollten wir auch dann Vorsicht walten lassen, wenn wir Emojis verwenden, denn je nach kultureller Herkunft und Generation des Schreibenden aber auch Betriebssystem des Handys können die mittlerweile rund 1800 verschiedenen Gesichter ganz unterschiedlich verstanden werden. Wenn ihr das nächste Mal also eine Nachricht mit einem verwirrt dreinblickenden Alien erhaltet, lohnt es sich vielleicht einmal nachzufragen.
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Bildquelle: Julia Avamotive von Pexels; CC0-Lizenz