Frau mit Tasse

Für 15 Euro Baronin auf Ebay: Wie kauft man sich einen Adelstitel?

Doch nicht nur Websites bieten Titelkäufe an. Im 19. Jahrhundert gab es in Europa einige Länder mit gravierender Geldnot, die dafür bekannt waren, dass sie Adelstitel an zahlungskräftige Ausländer verliehen. Zu ihnen zählten für lange Zeit beispielsweise Portugal, San Marino und sogar der Vatikan. Aber auch einige Grafen in Deutschland ließen sich nicht lumpen gegen ein schönes Sümmchen Adelstitel an ihre Untertanen zu verleihen. Das ging so weit, dass bis 1912 ein Gesetz gegen „missbräuchliche Adelsverleihungen“ erlassen werden musste. Auch heute gibt es noch zahlreiche (mehr oder weniger) legale Wege, einen Adelstitel an Dritte zu vergeben. Hierzu zählt unter anderem die Adoption, sowie die Anerkennung nicht-ehelicher Kinder. 

In Schottland kann man sogar bis heute noch Adelstitel durch einen Landkauf erwerben. Ab 35 Euro gibt es zu besagtem Stück Land den Laird oder Baron gleich mit dazu. Doch auch hier sollte man vorsichtig sein, denn bei vielen Anbietern ist nicht klar, ob dieses Stück Land überhaupt existiert. 

Als letzte Möglichkeit kann man sich in Deutschland ganz offiziell einen Künstlernamen im Pass eintragen lassen. Dieser darf dann so viele Adelstitel enthalten, wie man will. Das Problem ist hier nur, dass man bei den Ämtern Nachweise erbringen muss, dass man unter dem angegebenen Namen tatsächlich künstlerisch tätig ist. 

Nach ein paar Stunden Recherche ist dann klar: So wirklich adlig wird man nur durch die Geburt. Denn mit den Titeln angeben kann man nur vor Menschen, die wirklich gar keine Ahnung haben. Und sollte man darüber hinaus auch noch die Dreistigkeit besitzen einen inländischen Titel illegal zu tragen, so droht in Deutschland sogar die strafrechtliche Verfolgung. Fakt ist, obwohl der Adel seit 1919 gesetzlich abgeschafft ist, werden die Familien und ihre Nachkommen bis heute im Deutschen Adelsarchiv geführt. Gar nicht mal so konsequent, liebe Bundesrepublik. 

Andere Länder sind da schon entschlossener. So wurde der Adelsstand in Österreich 1919 komplett aufgehoben. Hier dürfen auch die Titel nicht mehr getragen werden. 

Ich mache den Laptop zu und öffne den Gruppenchat mit Katja und Lara. „Sorry Mädels, das mit den Titeln wird wohl nichts. Da müsste dein Freund sich schon adoptieren lassen, Lara!“

Keine Minute später blinkt ihre Antwort auf meinem Bildschirm: „Mach dir keine Sorgen, wir nehmen jetzt doch meinen Nachnamen.“ 

Tja, wer hätte das gedacht. 1:0 für den Feminismus. 

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Bildquelle: cottonbro von Pexels, CC0-Lizenz