Die Artikel der BILD-Zeitung über die Corona-Lage in Deutschland spalten die Gemüter. Bild: Unsplash

Twittertrend vs. BILD-Zeitung: „Ungeimpfte sind sozusagen die neuen N****!“

Die BILD-Zeitung, herausgegeben von der Axel Springer SE, schafft es wie kaum eine andere deutsche Tageszeitung zu polarisieren. Mit fett gedruckten Überschriften wie „Die Impfpflicht-Umkipper: Diese Spitzen-Politiker haben ihr Versprechen gebrochen“ sollen möglichst viele Menschen auf die Artikel aufmerksam gemacht werden. Logisch, denn je höher die Klick- oder Verkaufszahlen, desto höher auch die Einnahmen. 

Doch diese Überschriften sind ein zweischneidiges Schwert. Ist man der BILD wohlgesonnen, so kann man die prägnante Ausdrucksweise hervorheben – reißerisch beschrieben ist es eine Zeitung, die sich nicht von den Befindlichkeiten einzelner Personen aufhalten lässt, sondern „die Dinge ausspricht, wie sie sind.“ Kritiker*innen hingegen werfen der Tageszeitung schlechten, sensationsgeilen Journalismus vor, der moralische Grenzen zugunsten finanzieller Vergütungen zu weit verschoben hat. 

#HaltDieFresseBild

Am Mittwoch, den 1. Dezember, trendete auf Twitter der Hashtag „#HaltDieFresseBild“. Hintergrund ist die aktuelle Berichterstattung der Tageszeitung über die Corona-Situation. Während das Robert-Koch-Institut am 1. Dezember 67.186 Neuinfektionen und eine bundesweite Inzidenz von 442,9 vermeldete, planen Bund und Länder schärfere Regeln, um das Epidemie-Geschehen unter Kontrolle zu bekommen. Besonders polarisierend ist dabei die Diskussion über eine mögliche Impfpflicht. Wie viel Freiheit darf eingeschränkt werden, um die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen? Wobei es ja immer noch genügend Personen gibt, die die Gefährlichkeit des Coronavirus anzweifeln.

Die BILD-Zeitung jedenfalls positioniert sich in der Wahl ihrer Artikel klar. Mit Parolen und Überschriften wie „#Lockdown-Gipfel im #Kanzleramt – Der Kampf um unsere #Freiheit“ oder „Verfassungsrichter, macht euren Job!“ wird sich gegen weitreichende Maßnahmen wie eine Impfpflicht oder einen Lockdown ausgesprochen. Nutzer*innen sprechen von „Hetze“ oder „einem Stilmittel für anti-demokratische Parteien“. 

„Relativierung von Rassismus“

Der Hashtag „#HaltDieFresseBild“ wird zudem zusätzlich von den Aussagen des Journalisten Claus Strunz befeuert. Dem 55-jährigen wurden in der Vergangenheit von Kritiker*innen bereits mehrmals rechtspopulistische Tendenzen zugeschrieben. In einem Video kritisiert Strunz den unfairen Umgang mit ungeimpften Personen. „Der Ungeimpfte ist das neue Stigma“, behauptet er. „Es ist das Gegenteil von einer Gesellschaft, in der ich leben will. Ungeimpfte sind sozusagen die neuen N****… ihr wisst, was ich meine.“ 

Jasmina Kuhnke, deutsche Comedy- und Buchautorin, die sich aktiv in den Sozialen Medien gegen Rassismus einsetzt, schreibt als Kommentar: „Ich sage auf die Relativierung des N-Wortes und somit auch Relativierung von Rassismus gibt es nur eine angemessene Antwort: #HaltDieFresseBild. 

Inwiefern der Axel Springer SE oder einzelnen Personen Konsequenzen drohen, ist noch nicht bekannt. Eines ist aber sicher: Der Zeitung mit den vier Buchstaben ist es wieder einmal eine Polarisierung der Extraklasse gelungen. 

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Bildquelle: Claudio Schwarz auf Unsplash (bearbeitet); CC0-Lizenz