Portraitfoto von Billie Eilish vor schwarzem Hintergrund

Billie Eilish: Ganz sie selbst

„It’s all about what makes you feel good“

Während gerade in den 2000ern die Musikindustrie versucht hat, Teenie-Künstler*innen so glatt wie möglich zu spülen, um möglichst viele zu erreichen, zeigt Billie Eilish eines ganz klar: Sie ist nicht eindimensional, genauso wenig wie die Generation ihrer jungen, gleichaltrigen Fans. In ihrem Verständnis kann man Justin Bieber-Fangirl oder -boy sein, BTS und One Direction feiern und gleichzeitig politisch sein, Mathe und Mode lieben, tanzen, sich für Klimagerechtigkeit einsetzen, stark geschminkt oder natürlich bleiben und Horror-Filme mögen. Alles ist eben parallel möglich, so auch einen Baggy-Kleiderstil à la Billie und das Genießen der weiblichen Seite in Dessous und figurbetonten Kleidern.

Unter diesem Motto entstand auch das Interview samt Covershooting mit der britischen Vogue, das für absurde Furore und Kommentare sorgte. In dem Modemagazin zeigte sich die 19-Jährige in ungewohntem Look: Blonde Locken im alten Hollywood-Glamour und in körperbetonten Outfits, Dessous und Korsagen in hellen Beige- und Rosatönen.

Dieser vermeintliche Imagewandel kam für viele überraschend, gerade weil man die Sängerin eigentlich mit einem anderen Style verbindet. Ihr Markenzeichen sind lockere, weitgeschnittene Klamotten, eine Farbmischung aus schwarz und grellen Farben, überpräsente Markennamen. Dieser Modestil und ihre ehemals grün-schwarzen Haaren machten Billie aus – so sehr, dass es Billie-Eilish-Kostüme gibt und Fans sich als ihr Idol verkleiden. Ihre gothic-punkig angehauchte Ästhetik und ihre weiten Klamotten wurden außerdem als bewusster Schritt gegen das System von „sex sells“ in der Popmusik gelobt.

p162_© Paige Sara

Für sie als Teenager war es allerdings tiefergehend als nur ein Statement – es war ein Schutz vor Beurteilung, Sexualisierung und Bodyshaming. Dass sie sich in diesem jungen Alter ständig den Kommentaren und Beurteilungen der Medien und Gesellschaft ausgesetzt sah und deshalb lange ein enorm schlechtes Verhältnis zu ihrem Körper hatte, darüber spricht Eilish genauso offen, wie über andere Aspekte von mentaler Gesundheit.  

Ein Vorfall aus 2020 zeigte allerdings den öffentlichen Sexismus, dem Künstlerinnen wie Billie ausgesetzt sind, trotz aller getroffenen Schutzmechanismen. Ein Paparazzi-Foto des Stars zeigte sie in einem figurbetonten Top und trat eine Debatte über den Körper der 20-Jährigen los. Ein trauriges Zeugnis unserer Gesellschaft gegenüber jungen Künstlerinnen, denen bei zu viel Kleidung die Weiblichkeit abgesprochen wird und bei zu viel Haut „Ausziehen für Klicks“ vorgeworfen wird.

„If I wear what is comfortable, I am not a woman, if I shed the layers, I am a slut. Though you’ve never seen my body, you still judge it and judge me for it.“