The Billion Dollar Code: Wie zwei Berliner Google Earth möglich machten

Überhaupt ist die Atmosphäre eine der größten Stärken der Serie. Gemeinsam mit den jugendlichen Versionen von Carsten und Juri durch ein Berlin von vor knapp dreißig Jahren zu ziehen, in dem noch Computer existierten, die heute wohl zu groß für die meisten Schreibtische sind, werden in dem/der einen oder anderen Zuschauer*in sentimentale Erinnerungen hervorrufen, die Generation Z jedoch in eine ganz neue Erfahrung einer vergangenen Zeit geführt. Und dabei ist es nicht irgendeine anonyme Garage in den USA, sondern eine Geschichte, die sich sozusagen vor unserer eigenen Haustür wirklich so abgespielt hat. Dass „The Billion Dollar Code“ auf wahren Ereignissen basiert, wird auch immer wieder durch Originalaufnahmen klargemacht, die zwischen Szenenwechseln eingespielt werden. 

Überraschend emotional 

Die beiden Hauptcharaktere wachsen einem über den Kurs der Serie wirklich ans Herz. Das liegt vor allem daran, dass nicht nur auf den Prozess selbst der Fokus gelegt wird, sondern „The Billion Dollar Code“ auch vor universellen Themen wie Loyalität und Freundschaft nicht zurückschreckt. Die Herausforderungen, vor die die beiden Freunde gestellt werden, zeigen auch ihre Schwächen und Schattenseiten auf, wobei sie dabei immer nachvollziehbar handeln und nicht einer das komplette „Arschloch“ ist. Stehen sie vor einer Zwickmühle, fragt man sich als Zuschauer*in unweigerlich, wie man selbst gehandelt hätte. Und oft gibt es dabei kein konkretes Richtig oder Falsch. 

Leider stehen die Nebencharaktere im Kontrast zu den beiden großartig inszenierten Protagonisten, was aber auch in der Länge von vier Folgen begründet liegt. Klar, dass man in dieser Zeit nicht jedem Charakter so viel Bildschirmzeit geben kann, wie er oder sie vielleicht verdient hätte. Dadurch kommt der ein oder andere Side-Kick etwas generisch und klischeehaft daher, worüber man aber hinwegsehen kann, wenn man sich klarmacht, dass das hier eben keine Serie mit mehr Perspektiven ist, als man zählen kann. 

Ich hatte zudem große Sorge, dass ich irgendwann aussteige, wenn es um technische Details geht. Glücklicherweise werden selbst Grundbegriffe wie „Algorithmus“ als „Backrezept für den Computer“ beschrieben, wodurch selbst komplette Technik-Laien in den meisten Fällen ohne Probleme folgen können. 

Fazit

Zusammengefasst kann ich die Serie uneingeschränkt jedem/jeder weiterempfehlen, der/die nicht gerade auf der Suche nach den großen Serienmarathon ist und sich ganz nebenbei ein bisschen in der Technik-Geschichte weiterbilden möchte, ohne dabei aber überfordert zu werden. „The Billion Dollar Code“ bietet mit „nur“ vier Folgen ein für Netflix recht kurzes Serienerlebnis, das dafür aber im Nachhinein umso länger in Erinnerung bleibt.

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Bildquelle: Produktionsfoto „The Billion Dollar Code“