Verzweifelte Person sitzt am Boden

Es geht uns einen Dreck an – das Privatleben der Stars

Zuerst einmal, dass Frauen entweder als Engel oder Schlampen dargestellt werden. Zweitens, dass eine Erwartung an Prominente gestellt wird, wie sie zu sein haben. Drittens, dass eine Nacktszene irgendetwas mit Schuld oder Unschuld zu tun hätte. Nacktheit ist natürlich und kein Skandal. Dann, dass Lena durch diese Schlagzeilen sexualisiert und zum Objekt gemacht wurde. Weiter, dass damals von einer 18-jährigen erwartet wurde, sie solle sich für ihre „Jugendsünde“ rechtfertigen. Die Liste könnte man unendlich weiterführen.

Und obwohl es natürlich jede Menge Kritik an dieser Ausschlachtung gab, hat sich nichts geändert. Wenn Lena ein Bild mit Ausschnitt postet, gibt es danach die Schlagzeile „Lena-Meyer Landrut zeigt sich ohne BH in der Öffentlichkeit“. Der Artikel dazu ist 50% Beschreibung wie sexy das aussieht, 40% Anschuldigung, den BH „vergessen“ zu haben und 10% Genehmigung des Verhaltens, weil sie ja einen „Traumbody“ hat.

Jeder Schritt zum Supermarkt, jeder noch so harmlose Instagrampost wird ausgeschlachtet und bewertet. Es werden Rückschlüsse auf Privates gezogen, jeder Patzer wird verurteilt.

Die öffentliche Demütigung und Schuldzuweisung betrifft vor allem Frauen und hat Tradition. 1998 kam die Affäre des damaligen Präsidenten der USA, Bill Clinton, mit der Praktikantin Monica Lewinsky ans Licht. Vorwürfe, Enttäuschung und Demütigung schlugen hauptsächlich der damals 22-jährigen entgegen und nicht Clinton. Dabei war er es, der seine Ehefrau betrogen, eine Machtposition im Job genutzt und die Affäre erst noch geleugnet hatte. Den Vorwurf, die Familie Clinton zerstört zu haben, musste sich absurderweise Lewinsky gefallen lassen. Diese erzählte 2015, wie schwer sie die Anschuldigungen trafen. Sie hatte alles verloren und ihre Eltern wachten Tag und Nacht über sie, aus Angst, dass sie an den Demütigungen zu Grunde gehe. Und bis heute wird von der Lewinsky-Affäre, nicht von der Clinton-Affäre gesprochen.

Es würden sich so viele weitere Beispiele aufführen lassen von Frauen, denen ständig Vorwürfe wegen Dingen gemacht werden, die die Öffentlichkeit nichts angehen. Britney Spears, Meghan Markle oder Miley Cyrus erleben es regelmäßig. Wie kommt man auf die Idee, das Liebes- und Sexleben, die persönlichen Vorlieben und Gefühle von Prominenten gehen uns etwas an? Stars sind genau wie wir Menschen mit Schwächen, mit Fehlern, mit starken und schwachen Eigenschaften. Und sie müssen diesen Fakt nicht ständig erklären, sich dafür entschuldigen oder rechtfertigen. Es braucht mehr Empathie, mehr Gelassenheit und weniger Sensationsgier. Man darf Boulevardmedien nicht auch noch für solche Schlagzeilen mit Klicks belohnen, wir sollten viel eher lautstark widersprechen.

Hast du selbst Suizidgedanken, leidest unter Mobbing oder kennst jemanden, der unter solch einer Belastung leiden könnte?

Unter diesen beiden Links hier und hier findest du Informationen, Hilfe und Anleitung, was du tun kannst. Auch die Nummern von Notfallhotlines findest du auf diesen Webseiten.

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Bildquelle: Pexels; CC0-Lizenz