
Schutz beim Dating oder gefährliche Dystopie? – Das hat es mit der umstrittenen „Tea“-App für Frauen auf sich
Eine neue App hat es sich zum Ziel gesetzt, Dating für Frauen sicherer zu machen. Doch die Methoden, mit denen man dies umsetzen will, gehen vielen Menschen zu weit.
Dating-Apps gibt es wie Sand am Meer und sie alle folgen einem ähnlichen Prinzip. Ihr bekommt die Profile anderer angezeigt und gebt diesen dann ein Like oder nicht – je nachdem, ob ihr diese Person interessant findet.
Doch auch wenn sich die App-Entwickler noch so sehr bemühen, so werden sie eines nie ganz los: Fake-Profile. Catfishing und Co. sind beim Online-Dating ein echtes Problem.
App warnt Frauen mit radikalen Methoden vor Fakes und Red-Flags
Hier kommt „Tea Dating Advice“ ins Spiel. Das ist eine App, die Frauen vor fiesen Maschen schützen soll. Der Trick: Hier tauschen sich Frauen untereinander über Männer aus, die sie gerade daten. Ein beliebter Begriff dafür ist „Spill the Tea“, also „den Tee ausschütten“ – Slang fürs Tratschen oder das Erzählen von Geheimnissen, oft über andere Personen.
In der Tea-App „bewerten“ Frauen Männer mit einer „Green Flag“ oder einer „Red Flag“ und teilen ihre Erfahrungen mit ihnen. Viele grüne Flaggen sind ein gutes Zeichen, rote Flaggen hingegen eine Warnung. So sollen Frauen „Red Flag Men“ von vornherein aus dem Weg gehen können.
Zudem können Frauen in der App Background-Checks zu Männern durchführen. Diese beinhalten unter anderem:
- Eine Reverse Image Search, um Fake-Profile zu erkennen
- Telefonnummern, Beziehungsstatus und die genaue Adresse, um etwa versteckte Ehen oder andere Auffälligkeiten aufzudecken.
- Den Abgleich zu öffentlichen Datenbanken, um zum Beispiel vergangene Gerichtsurteile ersichtlich zu machen
Die App wurde vom US-Unternehmer Sean Cook entwickelt und ist bislang auch nur in den USA verfügbar. Das hat auch einen guten Grund: Die App ermöglicht es Frauen, Fotos und andere sensible Daten von Männern zu teilen. In den USA bewegen sich die Betreiber der App damit schon in einer Grauzone, in Europa wäre dies bei den strengen Regeln zum Datenschutz jedoch undenkbar.
Dieser heftige Eingriff in die Privatsphäre sorgt derzeit auch für große Kritik.
- Da nur Frauen Zugriff auf die App haben, können Männer selbst nicht einsehen, was in ihren Profilen steht: Sie wissen nicht, wie viele ihrer Daten dort landen.
- Außerdem hindert einen nichts daran, in der App falsche Behauptungen über einen Mann zu verbreiten (wovon der Mann erneut nichts mitbekommt, es sei denn er wird von einer Frau darauf angesprochen).
Viele finden diesen Gedanken „dystopisch“ und kritisieren die App, wie eine Diskussion auf Reddit mit über 2.200 Kommentaren zeigt. Andere heben hervor, dass es ähnliche Gruppen bereits auf Facebook gibt und dass solche Frauen schützen können.
Selbst Frauen sind auf der App nicht sicher
Aber auch für Frauen ist die App schon zu einem Sicherheitsrisiko geworden. Bei einem Hackerangriff im Juli sollen über 72.000 Fotos und Identitätsnachweise von Nutzerinnen gestohlen worden sein, wie Futurezone berichtet hat. Diese landeten dann auf Online-Foren wie 4Chan, das unter anderem für seine frauenfeindliche Incel-Bewegung bekannt ist.
Inzwischen gibt es übrigens auch eine „Tea“-App für Männer. Die heißt „TeaOnHer“ und funktioniert nach dem gleichen Prinzip. Falls ihr jetzt denkt, dass dies für Ausgleich sorgt, weil Männer jetzt auch eine Plattform für so etwas haben – das tut es nicht. Es dürfte die Gemüter nur noch weiter hochschaukeln.
Die Macher der App verweisen darauf, dass sie Frauen bestärken wollen. „Frauen sollten beim Dating niemals ihre Sicherheit aufs Spiel setzen müssen“, heißt es auf der offiziellen Website und damit haben sie recht. Viele Frauen fühlen sich beim Online-Dating unsicher, das zeigen auch Studien. Doch auch wenn die App-Entwickler ein nobles Ziel verfolgen, macht es die Umsetzung in diesem Fall nicht weniger problematisch.
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Bildquelle: Lesia and Serhii Artymovych auf Unsplash