Dating-Phänomen Curving: „Lass mal Thema wechseln“

Stell dir folgendes Szenario vor: Du hast da jemand kennengelernt, ihr schreibt einander und du bekommst Schmetterlinge im Bauch. Du erkundigst dich also nach einem Date, doch dein Gegenüber weicht deiner Frage aus, statt auf sie einzugehen.

Das soeben beschriebene Phänomen wird im Dating-Jargon auch „Curving“ genannt: Statt die Beziehung mit einer klaren Antwort potentiell an die Wand zu fahren (was bei verletzten Gefühlen schnell passieren kann), kratzen manche Menschen lieber die Kurve. Sobald die Frage nach einem Treffen im Raum steht, wird entweder das Thema gewechselt oder die Frage schlicht ignoriert. Anders als beim Ghosting wird der Kontakt aber nicht abgebrochen. Das wird dann so interpretiert, dass potentiell doch Interesse an einem Date bestehen könnte – er/sie hat schließlich nicht wirklich nein gesagt. Wir versuchen es also immer wieder, fragen immer wieder nach.

Der Fluch der Unklarheit

Mittels Curving will man also einem potentiell unangenehmen Gespräch ausweichen und/oder die Gefühle des Gegenübers nicht verletzen: Ein klares „Nein“ tut schließlich höllisch weh, das wissen wir alle. Dann ist es doch eigentlich etwas Gutes, oder nicht? Die andere Person wird doch schon merken, dass ich kein Interesse an einem Date habe. Wozu also die Worte aussprechen?

Weil es eben nicht offensichtlich ist! Wie unser persönliches Fascho-Regime biegt unser Gehirn jede kleine Aufmerksamkeit und jedes Signal so zurecht, wie es uns gerade in den Plan passt. Da ist dann nicht mehr viel mit subtilen (oder auch weniger subtilen) Signalen zu reißen, es braucht einen richtigen Weckruf.

Probleme lösen sich nicht auf, wenn man sie ignoriert

Durch Curving lässt sich die Konfrontation in der Regel herauszögern, aber nicht ganz verhindern. Hier kollidieren schließlich zwei verschiedene Erwartungshaltungen, von denen eine unmöglich erfüllt werden kann: Während die eine Person alles darauf setzt, dass die andere die Situation von allein erkennt, hofft die andere insgeheim, dass sich das mit der Zeit schon alles regelt und bleibt weiter dran.

Wenn du also merkst, dass du dich anderen Menschen gegenüber so verhältst, dann versuche, dich in ihre Situation hineinzuversetzen: Hättest du nicht auch lieber eine klare Antwort, selbst wenn diese erstmal wehtun könnte? Wenn kein Interesse besteht, dann ist es okay, dass auch so zu sagen. Hast du hingegen das Gefühl, selbst „gecurved“ zu werden, solltest du die andere Person darauf ansprechen: Warum geht er/sie nicht auf deine Frage ein? Kommt auch da keine Antwort zurück (oder sollte diese nicht so ausfallen, wie erhofft), dann weißt du zumindest, woran du bist.

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Bildquelle: Pexels; CC0-Lizenz