Frau riecht an einer Blume

Der Geruch der Erinnerung: Wie funktioniert unser Geruchsgedächtnis?

Jedes Jahr, wenn das erste Mal wieder schönes Wetter ist und ich Sonnencreme benutze, bin ich sofort wieder in Spanien am Strand auf meinem Handtuch. Bestimmtes Parfüm erinnert mich an meine Freundin und an die erste Uni-Woche und der Geruch von Zimt an Weihnachten in der Heimat. All diese Gerüche rufen in sekundenschnelle Erinnerungen aus der Vergangenheit hervor.

Aber woran liegt das? Warum funktioniert Erinnern durch Gerüche so viel besser als mit Fotos?

Der Ursprung liegt im Gehirn. Das Geruchsgedächtnis ist kein anerkannter medizinischer Begriff und warum genau Erinnern durch Gerüche so gut funktioniert, weiß man bis heute nicht genau. Aber es gibt Vermutungen, Untersuchungen und Studien die zeigen, dass der Geruchssinn stark mit dem Gedächtnis, mit Gefühlen und Stimmungen verknüpft ist.

Das Geruchsgedächtnis verfeinert sich mit den Jahren und bestimmt, wie wir Orte und Personen wahrnehmen. Es gehört vollständig zum Unterbewusstsein, weshalb wir nicht steuern können, woran wir uns bei bestimmten Dingen erinnern. Aus diesem Grund erlaubt uns das Geruchsgedächtnis in schönen vergangenen Momenten zu schwelgen, erinnert uns aber auch an Personen, die wir eigentlich aus unserem Leben verbannt haben.

Gerüche rufen die stärksten, direktesten Emotionen hervor, sodass durch den Verlust des Geruchsinns die emotionalsten Erinnerungen verloren gehen. Sie sind allerdings mit der Vergangenheit verknüpft, sodass Erinnerungen nur hervorgerufen werden, wenn wir dem bestimmten Duft der Erinnerung ausgesetzt werden.

Und wie funktioniert nun dieses Geruchsgedächtnis?

Unsere Nasenlöcher sind mit sogenannten Geruchsempfängern ausgestattet, die Gerüche aufnehmen und in Form von Signalen an den Riechkolben weiterleiten. Der Riechkolben ist für die Verarbeitung von Reizen und ihre Weiterleitung an verschiedene Teile des Gehirns verantwortlich. So auch an das sogenannte limbische System. Es steuert Emotionen, lässt uns neue Dinge erlernen und speichert Erinnerungen im Gedächtnis. Es werden Duftinformationen ein Wo und ein Wann zugeordnet. Das System besteht aus den Komponenten Amygdala, Hippocampus und Hypothalamus.

Die Amygdala, auch Mandelkern genannt, ist zuständig für die Verarbeitung von äußeren Einflüssen, löst bei Bedarf Emotionen wie Angst aus und setzt entsprechende Hormone frei. Der Hippocampus nimmt Informationen aus anderen Bereichen des Gehirns, verarbeitet sie und überführt sie ins Langzeitgedächtnis. Er ist die sogenannte Gedächtniszentrale. Der Hypothalamus steuert das vegetative Nervensystem und steht in enger Zusammenarbeit mit der Amygdala.

Das limbische System ist mit dem Nervenkern AON, dem anteriorer olfaktorischer Nukleus verbunden. Diese Verbindung ist entscheidend für die Bildung von vollständigen Erinnerungen.

Aber es steckt mehr dahinter

Obwohl Gerüche uns in längst vergangene Urlaube oder an vergangene Beziehungen erinnern, hat dieses Geruchsgedächtnis einen noch viel wichtigeren Sinn. Es ist ein Schutzmechanismus und warnt uns vor Feuer, Rauch oder vor dem Konsum von fauligem Essen.

Eines der ersten Symptome einer Alzheimererkrankung ist der Verlust des Geruchssinns und es gibt einen starken Zusammenhang zwischen versagender Nasenkraft und einer Demenzerkrankung.

Heutzutage verlassen sich die Menschen vor allem auf ihren See- und Hörsinn und vergessen oft, wie mächtig der Geruchssinn doch ist. Also nächstes Mal, wenn euch das Unterbewusstsein wieder etwas erinnern lässt, kurz innehalten und es genießen.

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Biildquelle: Nicholas von pexels, CC0-Lizenz