
Dinge, die ich in der Pandemie zu schätzen gelernt habe
Anne (35)
Die Pandemie hat mir einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht. Im April 2020 sollte meine jüngste Tochter in die Krippe kommen und ich wollte nach über drei Jahren Babypause, in denen ich zwei Kinder bekommen habe, beruflich endlich wieder voll durchstarten. Aus der Eingewöhnung wurde nichts und auch meine Große konnte nicht mehr in den Kindergarten gehen. Da saßen wir nun, alle daheim – und glücklicher als jemals zuvor. Zoobesuche waren zwar gestrichen und auch Spielplätze waren zu Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 noch gesperrt, aber wir hatten das Glück, im Oktober 2019 von einer kleinen Stadtwohnung in ein schönes, großes Haus auf dem Land gezogen zu sein und kamen das erste Mal in den Genuss eines eigenen Gartens. Dieser zeigte sich 2020 von seiner besten Seite, denn bereits der April schenkte uns so warme Tage, dass wir auf der Terrasse das Plantschbecken aufbauen konnten. Ich bin so dankbar, dass mir die Pandemie (aus meiner sehr privilegierten Situation heraus, ich weiß) diese Auszeit vom Druck der Leistungsgesellschaft beschert hat und mir so eine intensive, wenn auch nicht immer unanstrengende Zeit mit meinen Kindern bereitet hat, dass ich diese Monate nicht missen will. Und auch wenn ich seit November 2020 wieder Teil des Hamsterrades aus Kita, Kochen und Karriere bin, so hoffe ich, dass die Pandemie nicht nur mir gezeigt hat, worauf es im Leben wirklich ankommt, nämlich Familie, Freundschaften und Zusammenhalt. Diese Art der Solidarität wünsche ich mir auch für die nächste Krise, die uns unmittelbar bevorsteht: die Klimakrise, die sich leider nicht mit einer Impfung in den Griff kriegen lässt. Wenn Corona uns eins gezeigt hat, dann das: Wir können mit Veränderungen umgehen und uns ein gutes Stück zusammenreißen mit unseren persönlichen Befindlichkeiten, um die Welt und damit unsere Zukunft zu retten. In diesem Sinne: Sei die Veränderung!
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Bildquelle: Arthur Brognoli von Pexels; CC0-Lizenz