Hunde gegen den Coronablues: Gekauft, gekuschelt, ausgesetzt?
Es ist Dienstagnachmittag und ich habe mich mit meinem Laptop auf die Couch verzogen. Die Luft ist raus und am Schreibtisch sitzen einfach keine Option mehr. Homeoffice hat schon echt was für sich. Kaffee, soviel man will. Flexibler Arbeitsplatz. Der Kühlschrank zur freien Verfügung. Herrlich.
Das findet auch mein Hund, Ares. Denn kaum dass ich es mir mit Kaffee und Decke vor meinem Bildschirm gemütlich gemacht habe, steckt der kleine Mischlingsrüde den Kopf durch die Tür, schaut mich schräg an und landet dann mit einem großen Satz auf der Decke neben mir. Zusammengerollt wirkt er nicht größer als eines der zahlreichen Kissen und kurz nachdem er seine Nase unter meinem Bein vergraben hat, verraten seine Atemgeräusche bereits ein Abdriften in das Reich der Träume. Seine Anwesenheit beruhigt mich und ich muss lächeln. Seit etwas über einem Jahr ist Ares nun schon an meiner Seite.
Am Anfang war es ein echter Kampf.
Mein Ex-Freund und ich hatten uns während des ersten Lockdowns dazu entschlossen, einen Hund zu adoptieren. Zwei Tage vor seiner Ankunft trennten wir uns und ich zog zu meinen Eltern. Mit Hund. Ares ist seither quasi Scheidungskind. Mein Ex-Freund freut sich, wenn er ihn alle paar Wochen mal sieht. Die Elternrolle teilen sich meine Mum und ich. Co-Parenting, wie es im Buche steht.
Die ersten Wochen waren hart und auch heute hat Ares noch manchmal seine Aussetzer. Der Hund konnte bei seiner Ankunft original nichts, von der Stubenreinheit mal abgesehen. Alle Anstrengungen meinerseits, ihm die Basics wie „Sitz“ oder „Platz“ beizubringen, quittierte er mit einem schräg gelegten Kopf – könnte er mir die Mittelkralle zeigen, er hätte es getan. Dafür funktionierten andere Dinge sehr gut. Beispielsweise liebte er von Anfang an lange Spaziergänge, hatte keine Angst vor Menschen, verstand sich mit anderen Hunden, Katzen, Kindern. Cafés liebte er fast so sehr wie ich und gegen lange Autofahrten hatte er auch nie etwas einzuwenden. Dafür hasst er es bis heute alleine zu bleiben. Der Garten meiner Eltern ist seit seinem Einzug gut vertikutiert und die Gartenmöbel haben einen zweiten Anstrich aus Teebaumöl erhalten, damit er die Zähne davon lässt.
Kurz gesagt: Es wird nicht langweilig mit ihm.
Dennoch haben wir keine Sekunde daran gedacht, ihn wieder abzugeben. Meine Familie hatte schon immer Hunde. Ich bin also mit dem Bewusstsein aufgewachsen, dass Tiere auch eine Entscheidung für ein neues Familienmitglied sind. Die gibt man nicht einfach ab, wenn es mal schwierig wird. Ich denke, das wusste auch die Tierschutzorganisation, von der wir Ares erhielten.
Die Hürden für die Adoption eines Hundes waren deutlich höher als im Tierheim oder gar auf Ebay. Wir führten einige Telefonate mit den Pflegerinnen, mussten unsere Wohnung herzeigen, beweisen, dass der Garten hundesicher ist. Die Adoption kostete Geld, die Erstausrüstung auch. Leine, Näpfe, Hundebett, Decken, Futter, Snacks, Hundeschule, Versicherungen, Tierarzt, Steuer. Das alles will gut überlegt sein. Und auch der zeitliche Aspekt ist nicht zu unterschätzen. So ein Hund muss dreimal täglich raus, er will beschäftigt und erzogen werden. Tut man das nicht, hat man schnell Chaos in der Bude und einen verwirrten Hund an seiner Seite. Das ist wie bei Kindern, nur mit mehr Fell und geringerer Sprachkenntnis.