Sexualisiert oder unsichtbar: Frauen in der Filmindustrie
Keine Identifikationsmöglichkeit
Die Darstellungen von Frauen in Filmen oder Serien beeinflussen die Zuschauer*innen, die im Kinosaal oder vor dem Fernseher sitzen und nach einer Identifikationsmöglichkeit suchen – und dann feststellen: Es gibt keine. Denn wenn ich mich den Vorstellungen anpasse, die mir in diversen Produktionen eingetrichtert werden, besteht mein einziger Nutzen als Frau darin, den Männern in meinem Leben stets freundlich, gut gelaunt und besonnen zur Seite zu stehen (selbst, wenn diese sich verhalten wie Arschlöcher), top gestylt im engen, schwarzen Kleid am Abendbrottisch zu sitzen und die stumme, hübsche Freundin zu mimen. Das klingt gar nicht nach den modernen, aufgeklärten Vorstellungen einer Frau im 21. Jahrhundert, oder? Also, warum werden diese stereotypischen Bilder weiterhin in Film- und Serienproduktionen benutzt? Die Antwort liegt auf der Hand: Weil wir eben immer noch in einer Welt leben, in der Mann und Frau weder in der Fiktion noch in der Realität gleichgestellt sind.
Starke Frauenfiguren
Zwar gehören Filme wie „Transformers“ (2007) und die supersexualisierte Darstellung von Megan Fox mittlerweile der Vergangenheit an – die Normalisierung von frauenfeindlichen Stereotypen jedoch nicht. Trotzdem finden sich in moderneren Produktionen immer mehr toughe Protagonistinnen. Frauen wie „Wonder Women“ (2017), „Harley Quinn“ (2020) oder „Katniss Everdeen“ (2012) werden (zu recht) als Heldinnen gefeiert. Obgleich starke Frauenfiguren natürlich absolut erstrebenswert sind, sind solche Produktionen häufig ein zweischneidiges Schwert – entweder die Frau wird nur auf ihre Emotionalität reduziert oder auf ihre physischen Fähigkeiten. Ein gutes Beispiel für die Eindimensionalität von weiblichen Heldinnen ist „Black Widow“ (2021). Die bekannte Figur aus dem Marvel Cinematic Universe war lange Zeit die einzige Frau zwischen den männlichen Helden. Der diesjährige Marvel-Film dreht sich zwar um die Entstehung der Superheldin, in der Vergangenheit fehlte ihr jedoch (im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen) jeglicher Tiefgang oder Hintergrund. Ausschließlich ihre kämpferischen Fähigkeiten wurden ihr als Stärke ausgelegt – andere Gefühlswelten wurden wenig bis gar nicht beleuchtet. Obwohl der Sexismus in diesem Fall nicht offensichtlich ist, ist er trotzdem vorhanden.
Wir haben den männlichen Blick auf Frauen in Serien- und Filmproduktionen mittlerweile so stark normalisiert und verfestigt, dass uns dieser immer seltener bewusst wird. Umso wichtiger ist es, Filme und Serien kritisch zu reflektieren, damit in Zukunft mehr vielschichtige und eigenständige Frauen auf der Kinoleinwand zu sehen sind, die Identifikationsmöglichkeiten für Frauen und Mädchen bieten und uns zeigen, dass Frauen viel mehr sein können als das schöne Anhängsel eines Mannes.
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Bildquelle: Foto von Ahmet Yalçınkaya von Unsplash; CCO-Lizenz