Freiheit und Nachhaltigkeit – Wenn Freiheit Einschränkung bedeutet
Was genau bedeutet eigentlich Freiheit? Oft wird Freiheit dadurch definiert, was sie nicht ist. Nämlich Verbote, Einschränkungen und Fremdbestimmung. Ein Mensch ist dagegen frei, wenn er autonom und selbstbestimmt handeln kann. Kein Wunder, dass gestellte Forderungen nach ressourcenschonendem Handeln mit dieser Definition von Freiheit in Konflikt geraten. Tempolimit, Verbote von Kurzstreckenflügen und allgemeine Sparmaßnahmen stehen im Kontrast zum vorherrschenden Freiheitsbegriff. Doch Freiheit ohne Nachhaltigkeit, geht das überhaupt?
Einem Menschen können Werte wie Moral, Autonomie und Freiheit zugesprochen werden, weil er ein vernunftbegabtes Wesen ist. Die Natur als solche besitzt von sich aus keine dieser Werte. Sie ist passiv und wird auf den Nutzen für den Menschen reduziert. Das erweckt den Eindruck, als wären Natur und Kultur Gegensätze, die in keinerlei Verhältnis zueinanderstehen. Diese Vorstellung trügt jedoch.
Ohne Nachhaltigkeit, keine Freiheit
Es ist ein Irrglaube, wenn sich unser Freiheitsbegriff dadurch definiert, indem er Einschränkungen ausklammert. Wir können zwar weiterhin arme Länder ausbeuten, Reichtum anhäufen und begrenzte Ressourcen verbrauchen, doch spätestens, wenn all dies zur Katastrophe geführt hat, merken wir, dass Freiheit nichts ist, was man losgelöst von unserer Lebensgrundlage betrachten kann.
Bereits jetzt fällt uns dieses Verhalten auf die Füße. Bisher mussten wir uns kaum einschränken. Wir haben munter auf Kosten der ohnehin knapp vorhandenen Ressourcen gelebt. Jetzt, wo wir merken, dass es allmählich knapp wird, interpretieren wir diese Knappheit als Einschränkungen unserer Freiheit. Doch war diese Knappheit schon immer da, wir haben sie nur nicht wahrgenommen, weil wir auf den Kosten künftiger Generationen gelebt haben.
Doch haben wir dabei eines vergessen: „Wir haben die Erde nicht von unseren Eltern geerbt, wir haben sie von unseren Kindern geliehen!“ Es ist ungerecht, dies auf die kommenden Generationen abzuladen, wenn wir doch JETZT etwas tun können.
Es ist notwendig, unser aktuelles Verständnis von Freiheit zu hinterfragen. Eine neue Definition muss her. Eine, welche die Werte Freiheit und Nachhaltigkeit nicht losgelöst voneinander begreift, sondern ins Verhältnis zueinander setzt.
Die relationale Freiheit
Hier kommt der Begriff der relationalen Freiheit ins Spiel. Sie setzt Freiheit und Nachhaltigkeit in Relation zueinander. Denn Freiheit, ohne Nachhaltigkeit geht nicht. Eine intakte Natur ist die grundlegende Bedingung der Möglichkeit unserer eigenen Freiheit. Mit der voranschreitenden Zerstörung unserer Lebensgrundlage, verringern sich über kurz oder lang unsere eigenen Handlungsoptionen. Unser Verständnis von Freiheit kann deshalb nur MIT der Natur funktionieren, nicht ohne sie. Der Mensch muss begreifen, dass er Teil eines großen Ganzen ist. Er ist eingebettet in einen größeren Gesamtzusammenhang und als solcher trägt er Verantwortung für dessen Erhalt.
Letzten Endes sind die Einschränkungen, an die wir uns heute schon halten können, nichts im Vergleich zu den Einschränkungen, die unsere künftigen Generationen ausbaden müssen, wenn wir jetzt nichts tun. Wenn wir das begriffen haben, gibt es keine Ausflüchte mehr. Denn all unsere so hochgeschätzte Freiheit zählt nichts, wenn wir ihre Grundlage zerstören.
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Bildquelle: pexels, CC0-Lizenz