Eine Frau kauft im Supermarkt Obst. Bild: Pexels

Fütterer is(s)t anders: Darum ist es okay, kein*e Hardcore-Veganer*in zu sein

Menschen, die versuchen, Plastik und andere Verpackungen zu vermeiden und darum nur noch im Unverpackt-Laden einkaufen, macht man ja im Umkehrschluss auch keinen Vorwurf, wenn sie sich vegetarisch ernähren, oder? Mein Kumpel zum Beispiel verzichtet konsequent auf Flüge und fährt bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad (durch Hamburg wohlgemerkt!). Manchmal isst er Fisch. Muss er sich dafür schlecht fühlen oder verdient er einen Kommentar von mir, wenn er sich ein Fischbrötchen bestellt? Absolut nicht.

Expertise sammeln dauert

Es kommt ja auch immer darauf an, warum man sich vegan ernährt. Ist man aus gesundheitlichen Gründen motiviert? Wurde einem eventuell sogar vom Arzt empfohlen, auf Fleisch & Co. zu verzichten? Oder will man seinen CO2-Fußabdruck so gering wie möglich halten?

Bei mir war es damals definitiv der gesundheitliche Aspekt. Ich war die ersten Monate bis Jahre nach meiner Umstellung so sehr mit Rezeptrecherche, Kokos-Joghurt kultivieren und Kichererbsen einweichen beschäftigt, dass gar kein Platz für andere Themen war. Und das war auch gut so! So konnte ich nämlich vollkommen in Ernährungsempfehlungen, Nährstoffe und vegane Supplemente abtauchen. Mittlerweile beschäftige ich mich natürlich auch mit anderen Themen und ich versuche, neben meiner Ernährung auch andere Bereiche in meinem Leben umzustellen, um einen positiven Impact auf die Umwelt und das Tierwohl zu haben. Darum stößt es mir auch negativ auf, wenn Gemüse und Tofu in Plastik eingeschweißt sind. Ich versuche, Produkte von Alpro zu vermeiden und würde auch nicht mehr in Fast-Food-Ketten essen, obwohl sie ein veganes Angebot haben – Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Bin ich eine schlechte Veganerin, weil es mich einmal pro Jahr überkommt und ich mir eine Scheibe Käse ins Raclette-Pfännchen lege? Ich glaube nicht.

Es ist immer Luft nach oben

Natürlich könnten alle alles noch viel besser machen. In einer perfekten Welt wären wir wohl alle die perfekten Vorzeige-Veganer*innen und würden als Selbstversorger*innen in einer Jurte im Wald leben.

Aus Angst, Dinge nicht richtig zu machen oder dafür gebasht zu werden, in eine Schockstarre zu verfallen und gar nichts zu machen, wäre falsch. Wichtig ist, anzufangen. Kleine Schritte in die richtige Richtung sind so viel wichtiger, als alles direkt perfekt oder „hardcore“ zu machen. Das kann ein veganes Gericht pro Woche sein oder beim nächsten Schuhkauf auf Canvas statt Leder zu setzen. Verzeihe dir Käse-Cravings, Sojadrink von Alpro oder Tofu in Plastikverpackung.

Denn ganz ehrlich: Wäre doch ganz schön langweilig, wenn wir alles von Anfang perfekt machen würden, oder?

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Bildquelle: Anna Shvets von Pexels; CC0-Lizenz