Mann im Anzug; Bildquelle: Pixabay

Was macht den modernen Gentleman aus?

Erziehungssache

„Ich brauche keinen Mann, der mir die Tür aufhält. Ich kann das auch selber!“. Das ist ein Satz, den ich so vor ein paar Jahren von einer Frau gehört habe und es stimmt: Frauen können auch Türen öffnen.

Ich mach es trotzdem, wenn sich die Gelegenheit bietet. Nicht, weil ich das Gefühl habe, dass ich es muss oder es von mir erwartet wird. Ich tue es, weil ich es will; weil es meine Art ist, Aufmerksamkeit zu signalisieren. Nicht, weil ich mich im Öffnen von Türen anderen gegenüber überlegen fühle, sondern weil es ein gutes Gefühl ist, für andere Menschen da zu sein. Das wurde mir als Kind schließlich so beigebracht: „Sei nett zu anderen“.

Das Geschlecht meines Gegenübers spielt dabei keine Rolle, andernfalls wird es durchaus als unangenehm wahrgenommen werden. Nettigkeiten sollten nie nur Teil menschlichen Balzverhaltens sein.

Braucht es wirklich noch ein Rollenbild?

Männern wurde und wird immer noch oft suggeriert, sie befänden sich im Wettstreit mit anderen Männern. Sie müssen also immer besonders herausstechen, um im Konkurrenzkampf nicht unterzugehen. Statt uns also die Frage zu stellen, wie Männer in Zukunft sein „müssen“, sollten wir uns fragen, wie sie in Zukunft sein wollen.

Das heißt nicht, dass Männer rücksichtslos sein sollen oder dürfen. Rücksichtnahme ist wichtig und keine Charakterschwäche, ganz im Gegenteil! Auf Menschen einzugehen ist schwerer, als ein rücksichtsloser Kotzbrocken zu sein. Um die Frage zu beantworten, ob es so etwas wie einen „modernen Gentleman“ braucht: nein, nicht wirklich. Anständiges Benehmen sollte eine anzustrebende Mindestvoraussetzung für eine soziale Person darstellen, unabhängig vom Geschlecht. Dafür braucht man keinen Knigge-Kurs besuchen, keinen Anzug tragen und auch keine Auszeichnung erwarten – Nettigkeit um der Nettigkeit willen ist nie verschwendet.

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