Allianz Arena

„The German Super Bowl“ – Die NFL zu Gast in München

Der einzigartige Spieltag

Als es am Sonntag nun so weit war, leerte sich die Stadt und die Massen strömten bereits ab den frühen Morgenstunden Richtung Allianz Arena. Vor dem Stadion hatten neben Football-Minispielen auch Bier-, Essens- und Merchandise-Stände hohen Andrang. Zwei Stunden vor dem Anpfiff („Kickoff“ in der Footballsprache) begannen die Teams mit dem Aufwärmen. Die Zuschauer*innen wurden 30 Minuten vor dem Kickoff vom deutschen Hip-Hop-Star „Cro“ aufgewärmt – wenn sie nicht gerade in der langen Schlange vor dem Bierausschank standen.

Dann war es endlich an der Zeit und der legendäre Großmeister des Footballs – Tom Brady – betrat das Spielfeld. Ein ausgeklügelter PR-Schachzug ausgerechnet den „G.O.A.T.“ (Greatest of all time) loszuschicken, um den American Football international zu vertreten. Ein Plan, der beinahe nach hinten losging, denn sein Team, die Tampa Bay Buccaneers boten an den ersten neun Spieltagen in Amerika nicht gerade das, was man unter spektakulären Football versteht. Die Seattle Seahawks hingegen gingen mit wenig Hoffnung in die Saison und übertrafen ihre Erwartungen bis dato gewaltig.

Zunächst wirkten beide Teams etwas abgelenkt, verantwortlich könnte die besondere Atmosphäre, der nicht überwundene Jetlag oder der rutschige Rasen gewesen sein. Doch wie man es von einem Veteranen wie Brady erwartet, nahm er das Ruder in die Hand und konnte sein Team durch zwei Touchdowns mit 14:3 in die Halbzeit führen. Auch unmittelbar nach der Pause kam kein Lebenszeichen der Seahawks und das Spiel drohte mit 21:3 zu einer langweiligen Vorstellung zu werden. In typischer Seahawks Manier erwachten sie im letzten Viertel zum Leben und brachten mit der Verkürzung auf 21:16 die Brady- und Buccaneers-Fans zum Zittern. Während das Stadion zu singen anfing, bewahrte das Team aus Tampa Bay einen kühlen Kopf und holte vor der atemberaubenden Kulisse den Sieg.

Die Stimmen danach

Die Spieler und Trainer der Teams waren sichtlich ergriffen von der Stadionatmosphäre. Singende Fans wie man sie aus den europäischen Fußballligen kennt, gibt es in den USA nicht. Pete Carroll, der Head Coach der Seattle Seahawks sagte, dass er noch nie ein Stadion erlebt habe, was so im Einklang war. Tom Brady betonte, dass er dieses Spiel als eines der erinnerungswürdigsten seiner 23-jährigen Karriere empfindet. Eine populäre, meist recht schonungslose Memeseite für American Football schrieb:

„I’ve seen enough. Put the Super Bowl in Germany next year.“

– @nflmemes_IG

Expansion mit Hindernissen

Das Spektakel hat jedoch auch seinen Preis. Unmengen an Ausrüstung und Personal müssen zweimal 8500 km über den Teich befördert werden. Um genau zu sein: 12 Tonnen Equipment und 140 Personen, allein für das Team der Seattle Seahawks. Hinzu kommt der Jetlag für die Sportler, deren Körper in Topform für den sehr physischen Sport sein sollten. Kombiniert man diese Hürden mit dem wachsenden Markt für American Football bleibt eine logische Konsequenz: Es braucht ein besseres American-Football-Angebot auf dieser Seite der Welt. Die NFL spielt mit dem Gedanken eine eigene Division aus europäischen Teams zu formen. Vor zwei Jahren startete mit der ELF, eine neue europäische Liga, die der Grundstein dafür sein könnte. Das Problem ist aktuell nicht, dass es zu wenig Football-Talente in Deutschland gibt, sondern dass es zu wenig Anreize für diese gibt in Europa zu bleiben.

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Bildquelle: Johannes Plenio via Pexels; CC0-Lizenz