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Generation Burn-out oder: „Die anderen schaffen es doch auch“

Nach einem Jahr kündigte ich meinen ersten Job. Danach fand ich mich erschöpft am Küchentisch sitzend, den Kopf in beide Hände gestützt wieder und habe mich gefragt, was mit mir nicht stimmt? Die anderen schaffen es doch auch!?

Die anderen sind übrigens jene, die jeden Morgen aufstehen, in die Arbeit gehen, am Abend nach Hause in ihre schöne Wohnung kommen, wo ihre schönen Partner mit dem schönen Essen auf sie warten, die Sport treiben und an den Wochenenden ausgehen, während Generation Burn-out unter der 40 Stunden Woche zerbricht. Die anderen sehen alle gut aus. Und alle lieben sie ihr Leben.

Was hatte ich schon erreicht?

Gott sei Dank war ich nicht die einzige, die sich ab und an so fühlte, als hätte sie auf ganzer Linie versagt. Immer mehr meiner Freunde kündigten ihren Job, nahmen eine Auszeit oder verkürzten ihre Arbeitszeit. Das ist natürlich tröstlich, hilft aber nicht gegen das aufkeimende Gefühl von Angst, für diesen Arbeitsmarkt ungeeignet, quasi lebensunfähig zu sein. Noch immer werden wir nach dem beurteilt, was wir beruflich tun. Doch auf die Frage „Was machst du?“, konnte ich nur mit einem Schulterzucken antworten. Sämtliche Errungenschaften meines Lebens wirkten bedeutungslos. Was hatte ich denn schon erreicht?

22 Jahre Leistungsgesellschaft

Das Leben in einer Leistungsgesellschaft bedeutet, dass sich Lohn und demnach Selbstwert aus der erbrachten Leistung ergibt. Gemessen wird anhand der Produktivität. Ich rechnete nach: Seit meinem 6. Lebensjahr arbeitete ich daraufhin, wo ich jetzt bin. Ich machte Abitur, studierte Medizin, absolvierte zwei Auslandssemester, sowie zwei weitere Praktika auf zwei verschiedenen Kontinenten. Außerdem versuchte ich mich in diversen Sportarten, engagierte mich politisch und war hinterher genügend Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen. In meinen Ohren rauschte das Versprechen, alles würde besser werden, alles würde eines Tages belohnt.